In Kiwittsmoor entsteht ein modernes Wohnprojekt für junge, alte und behinderte Menschen

Sie wäscht gern. So gern, dass sie manchmal die Wäsche ihrer Mitbewohner mitmacht, zusammenlegt und verteilt. Sie weiß, dass sie darin gut ist. Sie macht das gern. Es ist ihre Art, Dank zu zeigen, dafür, dass die anderen wiederum ihr helfen. In Bereichen, in denen sie auf Hilfe angewiesen ist. Melanie Canet sitzt im Rollstuhl. Die 34-Jährige ist schwerhörig und kognitiv beeinträchtigt. Sie kann sich anziehen, beim Haarewaschen aber braucht sie Unterstützung. Ebenso beim Einhalten der Zeit, der Strukturierung des Tages, beim Einkaufen und bei Arztbesuchen. Sie braucht Menschen, die für sie da sind. Und einen Ort, an dem sie sich aufgehoben fühlt.

Ein solcher Ort entsteht derzeit im Stadtteil Langenhorn. „Offene Nachbarschaft Kiwittsmoor“ heißt das Wohnprojekt, das ab dem Spätsommer unter anderem zwölf moderne Wohnungen für Menschen mit Behinderungen anbietet. In der Baugemeinschaft haben sich vier Gruppen zusammengeschlossen: Ü 50 – gemeinsam älter werden, Jung & Alt, Frauenquartier und Insel e.V. „Die Menschen, die hier leben werden, erhalten konkrete Unterstützung vor Ort, sowohl bei den Anforderungen ihres Alltags, als auch bei Fragen des Zusammenlebens“, sagt Insel-e.V.-Mitarbeiterin Yvonne zum Felde. Ziel sei, die Vorstellungen und Wünsche der Bewohner zu erfüllen, sie verlässlich zu begleiten und ihnen mit festen Ansprechpartnern zur Seite zu stehen.

Es geht aber nicht nur um die Betreuung der Bewohner durch Personal. Vielmehr steht hinter dem Projekt die Idee des gemeinsamen Wohnens. Es gibt Gemeinschaftsräume, in denen miteinander gekocht, geredet und gespielt werden kann. An den Abenden wird ein gemeinsames Abendessen angeboten und an den Wochenenden gemeinsames Kochen und Ausflüge. Es ist den Bewohnern freigestellt, dieses Angebot zu nutzen. Und es gibt Rückzugsmöglichkeiten. Melanie Canet freut sich auf ihr neues Zuhause. Weil sie hier Menschen erwarten, die ihr nicht nur helfen, sondern darüber hinaus gemeinsam mit ihr die Freizeit gestalten.

Denn auch hier braucht sie Unterstützung. Jemand, der eng an ihrer Seite steht, ist ihre gesetzliche Betreuerin Kristina Enghusen. Sie unterstützt Melanie Canet seit vielen Jahren. Aus der Beziehung ist eine Freundschaft geworden. Sie war es auch, die sich für eine Wohnung in dem Wohnprojekt eingesetzt hat. „Melanie braucht viel Sicherheit, um selbstständig leben zu können. Sie braucht feste Ansprechpartner und tragfähige Beziehungen“, sagt sie. „All dies findet sie hier.“ Im September ist es so weit. Dann werden die ersten Bewohner einziehen. Die Leiterin des Projekts hat Melanie Canet bereits kennengelernt. Sie treffen sich einmal im Monat, denn so eine Veränderung ist auch mit Angst verbunden. Mit jedem Treffen wird Melanie Canet sicherer, weil sie weiß, dass in ihrem neuen Zuhause Menschen auf sie warten, auf die sie sich verlassen kann.

Es werden noch Bewohner für das Wohnprojekt in Kiwittsmoor gesucht. Infos: www.insel-ev.de, Tel. 4229590, E-Mail: info@insel-ev.de