Wiedervorlage: Finn hatte Krebs, seine Füße wurden amputiert. Viele Leser spendeten für ihn. Wie es ihm nun geht, beschreibt sein Vater

An Pfingsten hatten wir unter dem Titel „Finn wollte einfach nur sterben“ um Spenden für den damals zwölfjährigen Jungen und seine Familie gebeten. Finn (Namen geändert) hatte Blutkrebs, zudem mussten ihm nach einem Multiorganversagen alle Finger und beide Füße amputiert werden – ein kaum erträglicher Schicksalsschlag für die Eltern, die ihr Haus behindertengerecht umbauen mussten. Dabei haben viele Leserspenden geholfen, für die sich der Vater mit einem anrührenden Brief im August bedankt hat. Nun hat er uns erneut geschrieben und über die Entwicklung seines Sohnes informiert:

„Finn hat in Münster im August seine ersten Prothesen erhalten. Nach mehr als neun Monaten konnte er wieder auf seinen eigenen Beinen stehen. Es zeigte sich aber mal wieder, dass wir auch weiterhin sehr viel Geduld haben müssen. Durch das lange Koma, die Amputationen, die Chemotherapie und vor allem durch das viele Liegen, hatte Finn überhaupt keine Körperspannung mehr. Damit seine Muskulatur wieder gestärkt wird, fahren wir mit ihm viermal pro Woche ins Rehazentrum. Mittlerweile kann er sich im Haus auch mal ohne Rollstuhl und Gehhilfen bewegen. Seit den Herbstferien geht Finn wieder zur Schule. Er hat einen sehr netten Integrationshelfer an seiner Seite, den auch Finns Freunde „cool“ finden. Bei all unseren Bemühungen um Finn dürfen wir natürlich auch unseren größeren Sohn nicht vergessen. Wir hoffen sehr, dass unsere Familie 2014 bei einer Kur wieder etwas zur Ruhe kommt.

Da Finns Füße und Finger im vergangenen Jahr kurz vor Weihnachten amputiert werden mussten, denken wir mit Unbehagen an die Adventszeit. Aber wir haben uns auch mal ganz bewusst die positiven Erfahrungen der vergangenen 18 Monate vor Augen geführt. Als Erstes wäre da natürlich die Tatsache, dass unser Finn überlebt hat und mit unglaublicher Zuversicht in seine Zukunft blickt. Dann sind wir durch diese schwere Krise als Familie sehr dicht zusammengerückt. Im Gegensatz zu früher, sitzen wir beim Essen deutlich länger zusammen und gehen mit eigenen Sorgen sehr viel offener um, auch die Kinder.

Die „Krise“ hat gezeigt, dass wir uns aufeinander hundertprozentig verlassen können. Trotz der Probleme dachten meine Frau und ich nie an Trennung, und wir haben das beruhigende Gefühl, dass uns als Ehepaar auch in Zukunft nichts auseinanderbringen kann.

Eine weitere beeindruckende Erfahrung war das hohe Maß an Anteilnahme von Bekannten und auch von völlig unbekannten Menschen. Einen ganz großen Anteil daran haben Sie, liebe Frau Tesche, Ihre Redaktion und Ihre Leser. Sie haben uns mit Ihrem Aufruf, den eingegangenen Spenden und den vielen netten Leserbriefen nicht nur in materieller Hinsicht (beim Hausumbau) sehr geholfen, es war auch das Gefühl: „Wir stehen mit unseren Sorgen nicht allein da!“

Ihre und die Anteilnahme Ihrer Leser war für uns unbeschreiblich wichtig! Vielen Dank!“