Die christliche Einrichtung gibt Kindern ein Zuhause. Sie sucht ehrenamtliche Helfer

Wenn Steffen Aurich durch Wilhelmsburg schlendert, springt ihm manchmal völlig unerwartet eines der Kinder in die Arme. Drückt den ehemaligen Pastor fest ans Herz und strahlt über das ganze Gesicht. Das sind die Momente, die alle Mühen lohnenswert machen. Der Dank, der unbezahlbar ist. Vor vier Jahren gründete der heute 68-Jährige in Wilhelmsburg die Insel Arche, einen Ort, der Kindern ein Zuhause bieten will, in dem sie sich angenommen, aufgehoben und wertgeschätzt wissen. Denn das, was für seine eigenen sechs Kinder eine Selbstverständlichkeit ist, Geborgenheit, Schutz und Unterstützung im eigenen Elternhaus zu erfahren, ist für viele Kinder auf der Elbinsel unvorstellbar. "Oftmals gibt es zu Hause keine Mahlzeiten, keine Gespräche und wenn Mitteilungen, dann nur handschriftliche", sagt Steffen Aurich. "Die Kinder kennen Gewalt, Aggressivität, Ablehnung. Bei uns lernen sie das Gegenteil kennen."

Die ehrenamtlichen Mitarbeiter der Insel Arche mischen sich ein. Sie helfen den Kindern, Freunde zu finden, unterstützen bei Hausaufgaben. Sie schaffen ein Haus zum Spielen, einen Ort zum Reden. Sie wissen, dass es gemeinsam besser schmeckt. Und sie erleben mit den Kindern, dass Unterschiedlichkeit kein Manko ist, sondern ein wahrer Schatz. Rund 15 Kinder kommen regelmäßig nachmittags in die Einrichtung der Evangelisch-methodistischen Kirche in der Weimarer Straße 10. Sie sind zwischen sechs und zwölf Jahre alt, kommen aus Ghana, der Türkei, aus Albanien und Kroatien.

Zehn bis 15 ehrenamtliche Helfer und eine 400-Euro-Kraft kümmern sich in der Zeit von 15 bis 19 Uhr um die kleinen Besucher. Sie versuchen ihnen für ein paar Stunden am Tag Geborgenheit zu geben, ein Stück Familie zu sein. "Die Arche ist ein Schutzraum, in dem die Kinder lernen, respektvoll miteinander umzugehen, zu spielen, gemeinsam etwas miteinander zu entwickeln", sagt Steffen Aurich, der auch den Kontakt zu den Eltern nicht scheut. "Wenn es Probleme zu Hause gibt, gehen wir auch mal mit", sagt er.

Doch manchmal ist eben auch das nicht eindeutig sichtbar. So wie bei Chantal, die im Januar an einer Methadonvergiftung starb. Ihre Pflegeeltern waren drogensüchtig. Chantal kam fast täglich in die Insel Arche und fühlte sich dort besonders gut aufgehoben. "Sie war immer vergnügt, hat viel gesungen, war verständig und hilfsbereit", erinnert sich Steffen Aurich.

Die Insel Arche, die sich ausschließlich durch Spenden finanziert, ist inzwischen so gut besucht, dass Pastor Aurich und seine Mitstreiter überlegen, die große Terrasse am Haus zu überdachen, um einen weiteren Raum zu schaffen. Denkbar wäre auch, weitere Archen im Stadtteil einzurichten. "Der Bedarf ist da", sagt Aurich. Allein das Geld fehle, auch wenn der Abendblatt-Verein "Kinder helfen Kindern" finanzielle Hilfe bietet. Aber vor allem brauchen die ehrenamtlichen Helfer dringend Unterstützung. Gesucht werden Menschen zwischen 18 und 80 Jahren, die Lust haben, sich regelmäßig, mindestens einmal in der Woche für fünf Stunden am Nachmittag zu engagieren, Hausaufgaben zu betreuen, vorzulesen, zu spielen, etwas zu unternehmen oder zu kochen. "Sie sollen den Kindern helfen, Regeln zu akzeptieren, ein gesundes Selbstbewusstsein aufzubauen und beratend zur Seite stehen", sagt Aurich. Gearbeitet wird im Team.

Interessenten melden sich bitte bei Pastor Aurich oder Friederike Walter, Tel. 01520/86 60 119 oder per E-Mail: wilhelmsburg@inselarche.de und Infos unter: www.inselarche.de