Eltern übertragen ihre Ängste auf ihre Kleinen und verstehen in ihrer Sorge gar nicht, dass sie ihnen dabei so viel an Freiheit nehmen.

Morgens gegen acht Uhr ist bei der Schule meiner Söhne immer die Hölle los. Autos parken in Dreierreihen, Mütter oder auch Väter halten mit quietschenden Reifen, gerne auch auf dem Bürgersteig. Türen klappen unvermittelt auf - der Weg gleicht einem Hindernislauf. Und ich ärgere mich jedes Mal über dieses alltägliche Spektakel. Weil es meine und andere Kinder, die zu Fuß oder mit dem Fahrrad kommen, gefährdet. Appelle der Schulleitung bleiben ungehört.

Eltern trauen ihren Kindern leider nicht zu, alleine den Weg zu schaffen. Weder zur Schule noch zum Sportverein oder gar zum Bäcker ein paar Straßen weiter. Sie übertragen ihre Ängste auf ihre Kleinen und verstehen in ihrer Sorge gar nicht, dass sie ihnen dabei so viel an Freiheit, Bewegungsdrang und Abenteuermöglichkeiten nehmen. Doch Kinder brauchen genau das, auch in der Großstadt. Sie brauchen Momente, in denen sie alleine und auch selbstständig unterwegs sind, wo sie unbeaufsichtigt mit ihren Freunden spielen können und kleine Abenteuer erleben.

Ein Sportwissenschaftler hat mir einmal gesagt, Kinder sind nicht von klein auf Stubenhocker, sie werden dazu gemacht.

Deswegen freue ich mich, wenn es Aktionen wie den "Zu Fuß zur Schule"-Tag am 21.9. gibt, auch wenn ich mir noch mehr wünschen würde, dass er gar nicht nötig wäre.

Ihre Sabine Tesche