Ich finde es sehr beschämend, wenn ein Mann um Hilfe betteln muss, wenn er seiner Mutter würdevoll die letzte Ehre erweisen möchte.

Letzte Woche hat sich eine Beratungsstelle mit einer etwas ungewöhnlichen Bitte an uns gewandt. Einer ihrer Klienten brauchte ganz dringend Geld für einen schwarzen Anzug und einen kleinen Blumenstrauß. Denn dieser wirklich arme Mann, der weder lesen noch schreiben kann, wollte in Würde seine Mutter beerdigen. Ein Darlehen dafür wurde ihm verwehrt, deswegen waren wir seine letzte Anlaufstation. Natürlich habe ich diesem Mann geholfen, sehr gern sogar, denn für diese "Notfälle" sammeln wir auf dem "Mensch"-Konto Geld. Aber ich fand es dennoch beschämend, dass ein Mann um Hilfe betteln muss, um beim letzten Gang für seine Mutter nicht in Jeans und T-Shirt dazustehen.

Überwältigend fand ich hingegen das Mitgefühl, das viele Leser mit Markus L. und seinem krebskranken Sohn hatten, für die ich Anfang August um eine Spende bat.

Der Vater wollte mit seinem Jungen in den Urlaub fahren. Das klappt, die beiden fliegen Ende September in die Türkei, mit einem großzügigen Taschengeld im Koffer. Ich werde weiterhin darüber berichten.

Ihre Sabine Tesche