Zum Weihnachtsfest verschenkte Von Mensch zu Mensch große Freuden. Das alles wäre ohne die Spenden unserer Leser nicht möglich gewesen.

Als der Chor "O Tannenbaum" anstimmt, wird Harald H. plötzlich ganz ruhig. Eben hat er sich noch lebhaft mit seinen Freunden am Tisch im "CaFée mit Herz" unterhalten. Jetzt wird der Blick des 46-Jährigen ein bisschen trüb. "Das Lied erinnert mich an früher, als noch alles in Ordnung war", sagt Harald H. Der gelernte Maschinenbauer hat nach seiner Scheidung alles verloren - Wohnung, Job, den Kontakt zu seinen Töchtern. Den Winter über hat er einen Platz in einem Zwei-Mann-Container an der Holstenstraße bekommen. "Ich suche dringend eine Wohnung, das ist mein sehnlichster Wunsch. Dann kommt auch alles andere wieder in Ordnung."

Für Harald H. und die anderen 99 Gäste strahlt und funkelt der Tannenbaum bei der Weihnachtsfeier im CaFée mit Herz, dem Treffpunkt für die bedürftigen, alten und obdachlosen Menschen auf St. Pauli. Diese Einrichtung im Gesundheitszentrum im ehemaligen Hafenkrankenhaus ist ein sozialer Hafen für Menschen, die am Rande der Gesellschaft leben.

Nicht alle haben an diesem Spätnachmittag Einlass gefunden, vor der Tür gibt es eine Schlange. "Leider haben wir nur 100 Plätze", sagt CaFée-mit-Herz-Chefin Margot Glunz.

In der Eingangshalle sind die Tische liebevoll gedeckt: Tannenzweige, Kerzen, Servietten, Schokoladen-Weihnachtsmänner, Mandarinen und Kekse auf bunten Tellern - alles da für festliche Stunden. Den Gästen wird Grünkohl mit Kassler, Kochwurst und Röstkartoffeln serviert. Das Essen hat die Firma Globetrotter spendiert, deren Chefkoch Christoph Maul diese winterliche Traditionsspeise zubereitet hat.

Und dann gibt es noch für jeden ein prall gefülltes dunkelgrünes Paket, überreicht von der Redaktion Von Mensch zu Mensch des Hamburger Abendblatts. Jeder Karton ist mit rotem Seidenpapier ausgeschlagen und bietet den Beschenkten viele Leckereien: Christstollen und Kaffee, Dominosteine, Schokolade, Marzipankartoffeln, Tee und Trinkschokolade, Honig, Walnüsse, kleine Käseecken in Goldpapier, Tütensuppen, Würstchen und Leberpastete.

Enthalten ist aber auch ein Brief mit Hinweis auf den Absender: "Dies ist ein besonders herzlicher, für Sie liebevoll zusammengestellter Gruß von Mensch zu Mensch, der ein wenig Licht, Freude und Zuversicht zu Ihnen bringen soll", schreibt darin Renate Schneider für die Abendblatt-Aktion Von Mensch zu Mensch. "Möglich gemacht haben ihn unsere Leserinnen und Leser, die bei all ihren Weihnachtsvorbereitungen auch die Menschen in unserer Stadt nicht vergessen, für die in diesem Jahr der Gabentisch nicht so reichlich gedeckt ist."

Und auch sehr wertvoll: eine von Kinderhand mit viel Farbe, Fantasie und Freude kunstvoll gestaltete Weihnachtsbastelei. Auch in diesem Jahr haben wieder Schulen und Kindergärten Engel gebastelt und Grüße gemalt für Mitmenschen, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen. Und auch Werner R. hat wieder Tausende Fröbel-

sterne gefaltet, die als "Sterne der Hoffnung" in vielen Päckchen liegen.

Jetzt vor Weihnachten sind 10 123 Päckchen unterwegs an kranke, einsame und bedürftige Menschen in Hamburg - so viele wie nie zuvor. So kann die Heilsarmee zum Beispiel 400 Päckchen verteilen. Zu den weiteren Empfängern gehören das Rauhe Haus mit 279, die Arbeitsloseninitiative Wilhelmsburg mit 300 und Haus Bethlehem mit ebenfalls 400 Päckchen.

Bedürftige gehören im CaFée mit Herz zu den Beschenkten. So wie der 75 Jahre alte Udo D. "Meine Rente ist ganz knapp", sagt der Hamburger und dreht verlegen seinen Elbsegler in den Händen. "Ich hatte mal einen Optikerladen. Aber dann gingen die Geschäfte immer schlechter, und ich wurde schwer krank." Udo D. gefällt es im CaFée mit Herz. "Das Essen ist prima, das Päckchen ein tolles Geschenk."

Auch Ildikó Maria H. ist allein, muss sehr aufs Geld achten und gehört deshalb zu den Stammgästen. "Hier ist die Atmosphäre schön, und ich singe auch im Chor mit", sagt die Ungarin, die seit 30 Jahren in Hamburg lebt.

Mit einem Lächeln, einem guten Essen im Magen und dem dunkelgrünen Päckchen der Redaktion Von Mensch zu Mensch des Hamburger Abendblatts unter dem Arm geht es am Ende hinaus in die nasskalte Dunkelheit dieses Dezember-Spätnachmittags. Die Wärme und Herzlichkeit dieser Weihnachtsfeier aber kann den Menschen niemand nehmen. Und Harald Z. ist fest entschlossen, den Päckchen-Schatz mit seinem Mitbewohner im Container zu teilen. "Dann haben wir beide eine Weihnachtsfreude."