Der Achtjährige Damian ist das 5000. Mitglied der vom Hamburger Abendblatt initiierten Aktion “Und los!Kids in die Clubs“.

Zu Weihnachten wünscht sich Damian einen Kickertisch. Fußball ist die große Leidenschaft des Achtjährigen. Er spielt dann auch Fußball mit Händen und Füßen, auf seiner Playstation und eben jetzt auch auf dem Fußballplatz. Es ist ein manchmal sehr staubiger Grandplatz an der Slomanstraße auf der Veddel, zwischen S-Bahn und Autobahn, und Damian hat sich dort schon so manche Schürfwunde zugezogen. Seiner Begeisterung hat das nicht geschadet, sooft es geht schnürt er seine Fußballschuhe.

Sein Verein heißt Dynamo Veddel, und der ist ein ganz besonderer. Olaf Block, 40, hat ihn vor anderthalb Jahren gegründet. Einen Verein, in dem Kinder kicken können, gab es seit 15 Jahren nicht mehr auf der Veddel, einem Stadtteil, der zu den sozial eher benachteiligten Hamburgs gehört. Sport für Kinder zu organisieren ist in diesem Umfeld eine Herausforderung. Den Kindern fehlen oft Trikots, Hosen und Schuhe zum Fußballspielen, die Trainingszeiten sind spärlich, und auf die Zahlung der Vereinsbeiträge kann sich der junge Klub kaum verlassen. "Wir sind immer knapp bei Kasse", sagt Block. Die Mehrzahl der Eltern lebt von Hartz IV.

Damians Beiträge kommen pünktlich. Das Projekt "Und los!Kids in die Clubs" finanziert seine Mitgliedschaft. Hinter diesem Konzept, das vor sieben Jahren gestartet wurde, stehen der gemeinnützige Abendblatt-Verein "Kinder helfen Kindern", die Stadt Hamburg und die Hamburger Sportjugend als vor Ort erster Ansprechpartner für Eltern und Vereine. Der Anspruch der Initiative ist bis heute ungebrochen, und Sportsenator Michael Neumann (SPD) begrüßt die Förderungen ausdrücklich: Jedes Kind in Hamburg soll ungeachtet des Einkommens seiner Eltern die Möglichkeit erhalten, in einem Verein seiner Wahl Sport zu treiben, weil es in jungen Jahren kaum etwas Besseres gibt, um die motorischen und geistigen Fähigkeiten zu entwickeln und die sozialen Kompetenzen zu stärken. Inzwischen werden 5050 Kinder gefördert, Damian war das 5000. Die Fördersumme beträgt in diesem Jahr 569 810 Euro, 158 Hamburger Vereine machen mit. Sie erhalten pro Kind und Monat verlässlich zehn Euro. Das hilft beim Planen von Kursen wie beim Einstellen von Trainern und Betreuern. Wichtigste Einnahmequelle für "Kids in die Clubs" bleibt der HSH Nordbank Run in der HafenCity. 2011 kamen dabei aus Startgeldern 127 500 Euro zusammen (s. Beistück), die Gesamtspendensumme aus allen Jahren beläuft sich auf mehr als 757 500 Euro.

Das Projekt "Kids in die Clubs" wird in vielen Regionen nachgeahmt, und es stand Pate beim Bildungs- und Teilhabepaket der Bundesregierung, das Kinder aus Geringverdienerfamilien unterstützt. Diese, das sind geschätzte 2,5 Millionen bundesweit, haben nun einen Rechtsanspruch auf Bildung, aufs Mitmachen beim Sport, Musik oder anderen kulturellen Veranstaltungen. Weil die zehn Euro für den Sportverein auch komplett vom Staat übernommen werden können, eröffnen sich für "Kids in die Clubs" künftig neue Möglichkeiten der Förderung.

Erstmalig wurden in diesem Jahr Kindern einkommensschwacher Familien Zuschüsse gezahlt für Sportreisen und Trainingslager von drei bis zu acht Tagen, die Vereine organisieren. "Gemeinsame Reisen sind ein wichtiges Element der Integration. Kein Kind sollte aus finanziellen Gründen zu Hause bleiben müssen", sagt Arne Klindt, das für das Projekt zuständige Vorstandsmitglied der Hamburger Sportjugend. 832 Teilnehmer an 127 Fahrten wurden im Jahr 2011 mit insgesamt 125 160 Euro gefördert, jeweils zur Hälfte von der Stadt und "Kids in die Clubs". Im nächsten Jahr sollen zudem die Überweisungen an die Vereine auf elf oder zwölf Euro pro Kind und Monat angehoben werden, da sich die Kosten der Klubs seit 2004 inflationsbedingt spürbar erhöht haben und die Förderung mittlerweile unter dem Durchschnittsbeitrag der meisten Vereine liegt. Die Zahl der Klubs, die bei dieser Initiative mitmachen, könnte dadurch noch einmal erhöht werden.

Ein weiteres Anliegen bleibt die sportgerechte Ausrüstung. "Trikots stiften Identifikation mit dem Verein, mit der Sportart und mit der Mannschaft", sagt Olaf Block von Dynamo Veddel. In seinem Verein wird der Sportdress deshalb oft - gewaschen - von Mannschaft zu Mannschaft weitergereicht. Die Kinder stört das nicht. Sie wollen Fußball spielen, möglichst oft, so wie Damian.