Für 52 Cent kann die lettische Schwesterorganisation der Johanniter Menschen eine Mahlzeit am Tag spendieren

Hamburg. "Ohne die Johanniter mit ihrer warmen Suppe wüsste ich an manchen Tagen keinen Grund, aufzustehen", sagt Astrida R. Schon seit acht Jahren besucht die 68-Jährige jeden Tag in Riga die Suppenküche der "Sveta Jana Palidziba", der lettischen Schwesterorganisation der Johanniter. "Ich habe große Angst vor dem Winter", gesteht die Lettin.

Die Witwenrente von Astrida R. reicht gerade für die Miete für die kleine Einzimmerwohnung am Stadtrand und das Nötigste zum Leben. Ihre Tochter verlor die gelernte Hauswirtschafterin schon vor Jahren, nachdem sie sie nach einem schweren Verkehrsunfall mehr als zehn Jahre lang gepflegt hatte. "Dass das eigene Kind vor einem von Gott abberufen wird, ist das Schlimmste, was einer Mutter passieren kann", sagt die gläubige Frau.

Bei den Johannitern bekommt die Rentnerin neben einer warmen Suppe auch Zuwendung. Sie weiß genau, dass das Geld für die Suppenküchen aus Deutschland kommt. "Die Menschen dort sind so großzügig", sagt sie.

Seit ihrer Gründung 1992 ist die Suppenküche Anlaufstelle für mehr als 600 Menschen pro Tag. Für 52 Cent pro Portion kochen Melanija Grundsteina und ihre Helferinnen jeden Tag rund 300 Liter Suppe. Diese Einrichtung der Johanniter finanziert sich ausschließlich durch Spenden. "Bisher haben die Menschen in Hamburg uns so wunderbar geholfen. Helfen Sie uns weiter", bittet Melanija Grundsteina inständig.

Die Suppenküche in Riga wirft nur ein Schlaglicht auf die Not in den baltischen Ländern Lettland und Litauen. Vor allem junge Familien haben den Glauben an eine Zukunft in der Heimat verloren. Die Gruppe der 24- bis 34-Jährigen weist die höchsten Migrationszahlen auf. Litauen hat laut der diesjährigen Volkszählung noch 3,2 Millionen Einwohner (2008: 3,4 Millionen), in Lettland leben noch 1,9 Millionen Menschen (2008: 2,3 Millionen).

Die Durchschnittsgehälter liegen in beiden Ländern bei etwa 630 Euro. Ein soziales Netz wie in Deutschland gibt es nicht. Die Verlierer sind wie immer die Schwächsten der Gesellschaft - Alte, Kranke, Behinderte und Kinder.

Emilija ist elf Jahre alt. Mit ihren arbeitslosen Eltern und zwei Geschwistern lebt sie in einer kalten Holzhütte am Rande von Kaunas, der zweitgrößten Stadt Litauens. Zur Schule geht das Mädchen gern, dort ist es warm, und es möchte lernen, um einmal ein besseres Leben führen zu können. Ihre Nachmittage verbringt Emilija am liebsten im Kindertageszentrum "Windschatten", das vom Arbeiter-Samariter-Bund (ASB), Ortsverband Hamburg-Nordost, unterstützt wird. "Dort bekomme ich Mittagessen und mache meine Hausaufgaben", sagt die Kleine.

Noch ist "Windschatten" in einem zwölf Meter langen Wohnwagen untergebracht und hat Platz für 20 Kinder. Aber der Bedarf wächst ständig. Zwei Euro am Tag kostet die Unterbringung eines Kindes im Tageszentrum.

Für Juze C. in Marijampole im Süden Litauens sind die ehrenamtlichen Kräfte vom Malteser Hilfsdienst die einzige Freude am Tag. Die 84-Jährige lebt einsam in einem kleinen Haus mit "Plumpsklo" auf dem Hof, ohne fließend Wasser, ohne Heizung. Sie bekommt nur eine Kleinstrente von 100 Euro monatlich. "Ohne die Malteser wäre ich wohl nicht mehr am Leben", so Juze C. "Für die Hilfe bin ich sehr, sehr dankbar."

Die Menschen in Lettland und Litauen brauchen unsere Hilfe. Damit ASB, Johanniter und Malteser weiterhin für 52 Cent pro Portion Suppe kochen oder für zwei Euro am Tag ein Kind betreuen können, sind sie auf Spenden und Unterstützung angewiesen.

In den vergangenen Jahren haben die Hamburger-Abendblatt-Leserinnen und -Leser sehr geholfen. Darauf hoffen die Menschen dort erneut.

Wenn Sie diese Menschen im Baltikum unterstützen möchten, spenden Sie doch bitte an die Johanniter-Unfall-Hilfe e. V. Hamburg, Bank für Sozialwirtschaft, Konto 432 49 00, BLZ 370 205 00, Stichwort: Osteuropa-Hilfe, oder an den Malteser Hilfsdienst e. V., Haspa, Konto 1280 216 399, BLZ 200 505 50,Stichwort: Suppenküche oder an den ASB Hamburg-Nordost e. V., HSH Nordbank, Konto 436 436 000, BLZ 210 500 00, Stichwort: Litauische Kinder. Herzlichen Dank!