Auf seinem Weg in die Innenstadt fühlt sich Pastor Thomas Jeutner aus Sasel immer wieder tief berührt von einer kleinen Plastik an der Hamburger Straße/Ecke Winterhuder Weg. Zum Volkstrauertag hat er seine Gedanken dazu aufgeschrieben:

"Auf der Grünfläche mitten in dieser Großstadtkreuzung kauert sich ein Mensch auf die Erde. Er ist auf die Knie gesunken, den Kopf hält er eng zwischen die Schultern gedrückt. So, als würde er etwas abwarten, was von oben herunterfallen könnte. Er kniet auf blankem Beton, umgeben vom Rest einer Mauer aus Backsteinen. Es sieht aus wie ein Haus, von dem nichts übrig blieb. Nicht mehr als diese eine schmutzige Kellerecke, um die jetzt das Gras wächst.

Es ist eine Plastik. Etwas verwittert, wie die Steine der Mauer. An dieser Stelle hat vor fast 70 Jahren ein Karstadt-Kaufhaus gestanden. Darunter war ein zentraler Stadtteil-Bunker. Hier haben die Menschen zu Hunderten auf dem Boden gekauert, dicht an dicht. In der Nacht zum 30. Juli 1943 fiel das Kaufhaus bei einem Bombenangriff über dem Luftschutzbunker zusammen. Niemand kam mehr heraus. Die Luft war über 100 Grad heiß. 370 Menschen starben in diesem Bunker in jener Nacht. Hamburg 1943 - der Feuersturm unserer Stadt ist in die Geschichte eingegangen. In den Büchern stehen die Daten. Tiefer berühren mich Orte. Wie diese Stelle mit der Plastik des Kauernden. Morgen ist Volkstrauertag, ich will hinfahren und eine Blume hinlegen."