Stiftung Maritim Hermann und Milena Ebel förderte bisher 100 Projekte mit mehr als 1,3 Millionen Euro und feiert am Sonntag Geburtstag.

Die Wirkung eines großen Einsatzes lässt sich manchmal im Kleinen besonders gut beobachten. "Ich erinnere mich an meine ersten Besuche bei zwei Musikgruppen", erzählt Milena Ebel. "Die Kinder der Bläsergruppe in Neugraben mussten erst einmal lernen, die Instrumente richtig zu halten. Und das Mandolinenorchester St. Georg produzierte in der ersten Übungsphase nur schräge Töne." Kaum vorstellbar, wenn man die beiden Ensembles heute hört. Die Kinder und Jugendlichen haben längst zum wohlklingenden musikalischen Miteinander gefunden und keine Scheu, öffentlich aufzutreten.

"Es macht Spaß zu sehen, was kulturelle Förderung bewirkt. Wir haben in den Gruppen beobachtet, wie Selbstbewusstsein und Persönlichkeit von jungen Menschen durch kulturelles Erleben und Selbermachen gestärkt werden und sich dadurch deren Startchancen fürs Leben verbessern", sagt Hermann Ebel. Gemeinsam mit seiner Frau Milena hat er 2006 die Stiftung Maritim gegründet. Seither hat das Ehepaar Ebel rund 100 Kulturprojekte mit mehr als 1,3 Millionen Euro unterstützt und dabei Kinder verschiedenen Alters in Jenfeld, Lohbrügge, Billstedt, Wilhelmsburg, Neugraben und St. Pauli einbezogen - entweder durch mehrjährige Förderung von Initiativen wie dem Kinderbuchhaus, der HipHop Academy und dem Theater Zeppelin oder durch projektbezogene Mittel aus dem Stiftungsfonds "Kultur bewegt".

Wie wirksam die Arbeit der Stiftung ist, wird am Sonntag in einer Jubiläums-Matinee zum Fünfjährigen im Ernst-Deutsch-Theater gezeigt: Eine Auswahl der geförderten Gruppen führt vor, wie junge Menschen von Kultur bewegt werden. Das kann eine "Glücks-Spurensuche" fürs Schultheater in Kirchdorf sein oder ein Filmessay-Workshop über den Alltag von Jugendlichen beim künstlerischen Sommercamp Lüttville in Wilhelmsburg oder das deutsch-peruanische Kinderbuchprojekt "So leben wir", das von den Hamburger Illustratorinnen Jutta Bauer und Birte Müller initiiert wurde.

Kultursenatorin Barbara Kisseler wird die Veranstaltung mit einem Grußwort eröffnen. Erst kürzlich hat sie bei einer Dankesrede im Namen des Senats besonders betont, dass das Engagement des Ehepaars Ebel über das Finanzielle hinausgehe.

Die Stifter engagieren sich bereits seit Anfang der 90er-Jahre in Milena Ebels Heimat Kroatien und in Bosnien für Kinder, die zu Opfern des Krieges auf dem Balkan wurden. Ihr Aufruf zur Soforthilfe auf der Seite "Von Mensch zu Mensch" im Abendblatt brachte damals ein überwältigendes Ergebnis: Mehr als 100 Patenschaften für Kriegswaisen wurden übernommen. In einzelnen Fällen unterstützen Paten aus Hamburg noch heute die nachschulische Ausbildung "ihrer" Kinder. Ebels selbst unterstützen kontinuierlich ein Kulturzentrum in dem Fischerdorf Tribunj, dem Heimatort von Milena.

Doch Ebels haben auch erkannt, dass es selbst im reichen Hamburg Handlungsbedarf gibt. "Wir wollen keine Gettoisierung in der Stadt. Und wir wissen auch, dass der Staat nicht alles leisten kann. Deshalb helfen wir so, wie es uns sinnvoll erscheint", sagt Hermann Ebel. Die Stiftung wird gespeist aus den Erträgen seines Unternehmens, der Schiffsbeteiligungsgesellschaft Hansa Treuhand.

Ebels stiften, um anzustiften. Das gute Beispiel soll Schule machen. Das gilt ebenso für neue Stifter wie für die Kinder selbst: "Es geht dabei auch um Toleranz", sagt Milena Ebel. Ihr Ehemann fügt hinzu: "Es nützt uns allen, wenn Menschen miteinander reden und nicht nur übereinander." Und Milena Ebel erzählt, was passieren kann, wenn Menschen zusammengebracht werden, die sonst nichts miteinander zu tun haben. Vor drei Jahren, bei der 25-Jahr-Feier der Hansa Treuhand, war es ihr ausdrücklicher Wunsch, den Gästen neben klassischer Klaviermusik auch die von ihr geförderte HipHop Academy zu präsentieren. Entgegen manchen Vorbehalten funktionierte das sehr gut - das hanseatische Publikum war begeistert, manche neuen Förderer wurden gewonnen. Milena Ebel: "Beide Seiten haben etwas gelernt: die einen, dass feine Leute nicht so übel sind, die anderen, dass die Kinder etwas leisten. Dort müssen wir ansetzen. Es geht um Toleranz und Offenheit gegenüber dem, was andere machen und können."