Vor uns liegen Tage, die Anlass zu besonders tiefer Dankbarkeit geben. Wir feiern den 21. Jahrestag der Deutschen Einheit und somit, dass unser jahrzehntelang so schmerzlich geteiltes Land wieder vereinigt wurde - unblutig.

Und wir dürfen am Sonntag das Erntedankfest, 1773 in Preußen als allgemeines Fest eingeführt, feiern, in einem Land, in dem es keinen wirklichen Hunger mehr gibt.

"Alle gute Gabe kommt her von Gott, dem Herrn", schrieb der Dichter

Matthias Claudius, ein großer Sohn unserer Stadt. "Unser täglich Brot gib uns heute ...", heißt es im Vaterunser. Wir Städter aber, vor allem unsere Kinder, haben nur noch selten eine lebendige Anschauung vom Säen und Ernten. Das ursprüngliche Gefühl für die Ernte als Gabe Gottes ist weitgehend verloren gegangen.

Ein schöner Brauch ist in manchen Gegenden, die letzten Halme auf dem Acker stehen zu lassen , "damit der Segen auf dem Felde ruhen bleibe".

Geschmückte Erntewagen fahren durch die Dörfer, und überall laden unsere Kirchen und Gemeinden zu Erntedankgottesdiensten ein, die wir mit unseren Kindern und Familien besuchen sollten.

Auch in der Hauptkirche St. Michaelis wird am Sonntag um 10 Uhr ein besonderer Erntedankgottesdienst gefeiert mit viel Musik, zu dem Hauptpastor Alexander Röder herzlich einlädt: "Die Bäcker werden in einer großen Prozession in die mit Brot, einer großen Erntekrone, Blumen, Gemüse und Obst geschmückte Kirche einziehen. Und das Motto unseres Gottesdienstes wird lauten:

"Brich dem Hungrigen dein Brot (Jesaja 58,7)." Es musizieren die Sängerschaft der Bäcker und Konditoren Hamburg, die Liedertafel Esterel Hollenstedt von 1855 sowie der Posaunenchor St. Michaelis (Leitung Josef Thöne) und Christoph Schöner.

Beide Feste sollten uns einmal innehalten lassen, um uns das kostbare Gut der Freiheit wieder einmal bewusst zu machen und gerade in diesen Tagen an die Millionen hungernden Kinder, Frauen und Männer in Afrika und in anderen Teilen unserer Erde zu denken, die für ihr täglich Brot dankbarer sind, als viele von uns für überquellend reiche Tische.

Es grüßt Sie herzlich

Ihre

Renate Schneider