Das Unglück hat viele Gesichter. Es schlägt zu, plötzlich und unerbittlich. Und es kann jeden von uns zu jeder Zeit treffen. Von einer Sekunde zur anderen sind damit all unsere Hoffnungen, Träume, Pläne und Wünsche zerstört. Und wir müssen mit der neuen Lebenssituation zurechtkommen, sie annehmen und uns arrangieren.

Wie viel leichter fällt das, wenn die vom Unglück Heimgesuchten spüren, nicht allein vor der Bewältigung der kaum vorstellbaren Probleme zu stehen.

Wenn sie erleben dürfen, dass wir ihnen hilfreich zur Seite stehen, mit ihnen fühlen und sie trösten.

Das wünsche ich mir auch für die vier kleinen Kinder, die nach dem plötzlichen Tod ihrer Mutter allein mit dem Vater zurückgeblieben sind, das wünsche ich mir für Tim und seinen Vater, Frank Husemann. In seinem Schmerz um seinen an NCL erkrankten Jungen hat er eine Stiftung ins Leben gerufen, um die Forschung voranzutreiben, um damit vielleicht andere Kinder vor dem grausamen Schicksal seines Kindes zu bewahren.

Wenn Sie diese beiden Schicksale, liebe Leser, auf dieser Seite lesen, wenn wir uns am Sonntag noch einmal intensiv an das unvorstellbare Geschehen vor genau zehn Jahren - am 11. September 2001 - erinnern, an den Tag, der die Welt veränderte, an die vielen Opfer, die diese Wahnsinnstat gefordert hat, sollten wir einmal innehalten.

Wir sollten uns bewusst machen, wie zerbrechlich unser Leben, wie zerbrechlich unser Glück sein kann.

Heißt das nicht auch, dass wir behutsamer in unserem Alltag mit unseren Kindern und Partnern, unseren alten Eltern, mit Menschen überhaupt umgehen sollten?

"Der Mensch ist die Arznei des Menschen, denn ein von den anderen getrennt lebender Mensch ist nur ein Schrei", lautet eine alte indianische Weisheit, die ich besonders liebe.

Für heute grüßt Sie herzlich

Ihre

Renate Schneider