Im Rahmen der Schule des Lebens gibt Dr. Uwe Böschemeyer Antworten auf diese Frage

"Es gibt Krankheiten, die nicht angenehm sind, aber auch nicht problematisch. Wer dagegen ernsthaft und auf längere Zeit seelisch oder körperlich krank ist, leidet. Er leidet - abgesehen von seinen Schmerzen und Ängsten -, weil sein Leben ganz anders verläuft, als er es gedacht hat, weil das, was er sich vorgenommen hatte, nicht mehr realisierbar ist. Er leidet vielleicht, weil er spürt, dass er anderen zur Last fällt." Das schreibt Dr. Uwe Böschemeyer in der Ankündigung seines Vortrages "Macht Krankheit Sinn?" am 17. August.

"Besonders schwierig erscheint mir jedoch", so der Psychotherapeut, "wenn der kranke Mensch keinen Sinn erkennen kann in dem, was ihm widerfährt. Dann versteht er sich selbst und seinen Lebenslauf nicht mehr. Deshalb gilt: Menschen können vieles ertragen, wenn sie wissen, welchen Sinn das hat. Wir wissen, dass Krankheiten zum Leben gehören. Bedeutet das aber zugleich, dass Krankheit Sinn macht? Etwa wenn ein Mensch in tiefe Depression versinkt, wenn ein anderer voller Angst durch die Tage geht und nicht mehr weiß, wo er Halt findet, wenn jemand ständig Herzprobleme hat, an Krebs erkrankt ist oder an einem Schlaganfall leidet? Nein! Nicht die Krankheit selbst macht Sinn, sehr wohl aber die Auseinandersetzung, Gestaltung und, wenn möglich, ihre Überwindung. Sie macht Sinn, sofern sie den kranken Menschen dazu herausfordert, sich neu auf sein Leben zu besinnen. 'Ich glaube, dass Krankheiten Schlüssel sind', sagte André Gide, 'die uns gewisse Tore öffnen können.' Vielleicht sind

Krankheiten, insbesondere langwierige, sogar 'Lehrjahre der Lebenskunst' (Novalis). Wie kann das gelingen? Ganz wichtig ist zu begreifen, dass jede Krankheit immer auch eine Krise ist, eine Herausforderung, Leben neu zu bedenken und, wenn nötig, zu verändern. Jedes Leid, jede Krankheit, das oder die ein Mensch selbst gestaltet, erweitert seine Persönlichkeit und seine Sinnerfahrung. Unser Leben wird von dem bestimmt, was wir zur Hauptsache machen. Machen wir das Leiden und die damit verbundenen Einschränkungen, Verluste und Bedrängnisse zu unserem Hauptthema, dann werden all unsere Beziehungen zum Leben vom Leiden bestimmt sein. Liegt uns jedoch das Leben selbst am Herzen, dann werden wir das Schwere nach wie vor nicht übersehen, es wird jedoch allmählich seine nur tragische Bedeutung verlieren.

Der Vortrag wird zeigen, dass auch kranke Menschen gute Gründe für ein hoffnungsstarkes Leben entwickeln können."

Abendveranstaltung am 17. August, 19 Uhr, im Gemeindehaus von St. Michaelis, Englische Planke 1. Kartenvorverkauf ab Montag, Tel. 04131/40 38 44, Abendkasse ab 18 Uhr.

Dr. Uwe Böschemeyer, Psychotherapeut, Leiter des Hamburger Instituts für Logotherapie und Rektor der Europäischen Akademie für Wertorientierte Persönlichkeitsbildung Salzburg