"Leistung" ist zum Schlüsselwort in unserer Gesellschaft geworden. Und das bekommen auch unsere Kinder schon zu spüren. Doch diese Verselbstständigung des Leistungsdenkens kann ungute Folgen haben. Kinder fühlen sich schnell überfordert, ständig erschöpft, motivationslos und antriebsschwach oder werden sogar aggressiv. Warum? Weil diesen Kindern die Ausgewogenheit, der notwendige Wechsel zwischen Leistung und unbeschwerter Erholung, fehlt.

Am kommenden Mittwoch, dem 29. Juni, erhalten in Hamburg unsere Schüler ihre Zeugnisse. Und das bedeutet in vielen Familien Unruhe, Streit und Schuldzuweisungen. Grund genug für so manches Kind, sich nicht nach Hause zu trauen oder sich womöglich etwas anzutun, was alljährlich immer wieder passiert.

Viele Eltern erwarten zwar gute Noten, kümmern sich aber selbst während des Schuljahres wenig um die Leistungen ihres Kindes und glänzen zum Beispiel auf Elternabenden durch Abwesenheit. Noten sind keine Bestätigung für Intelligenz oder Dummheit, sondern Leistungsbewertungen, in die subjektive Beurteilungen der Lehrer einfließen. Schule ist nicht alles im Leben und schlechte Noten sind keine Tragödie.

Und lassen Sie sich nicht täuschen, wenn Ihr Kind es scheinbar leichtnimmt, sogar bockig oder frech über die schlechten Noten hinweggeht. Vermutlich verbirgt sich Ihr Kind nur hinter diesem Verhalten, um nicht zu zeigen, wie enttäuschend es das eigene Versagen erlebt. Fragen Sie sich ehrlich, warum es so weit kommen konnte. Solche Schwierigkeiten fallen nicht vom Himmel, sie haben Gründe. Helfen Sie Ihrem Kind aus seinen (Schul-) Problemen heraus. Rat und Hilfe gibt es unter der Nummer gegen Kummer 0800 111 03 33, beim Elterntelefon 0800 111 05 50, Mo-Fr 9-11 Di, Do 17-19 Uhr, bei Rebus (Regionale Beratungs- und Unterstützungsstelle (Tel. unter www.hamburg.de/rebus-regional ) und am Zeugnistelefon 428 99 20 02 zwischen 29. Juni und 1 .Juli, 8-16 Uhr.

Und bitte, liebe Leser, denken Sie daran: Ihr Kind braucht Sie jetzt ganz besonders.

Es grüßt Sie herzlich

Ihre

Renate Schmidt