Vor zehn Jahren gründete die Medaillengewinnerin im Schwimmen ihre Stiftung. Sie gibt Kindern Hilfe zur Selbsthilfe

Wasser war und ist ihr Element. Deshalb freut sich Sandra Völker besonders, wenn Vereine wie der SV Eidelstedt ein großes Benefizschwimmen organisieren. 50 Kinder im Alter von fünf bis 19 Jahren hatten Sponsoren gesucht, um dann im Becken so viele Bahnen wie möglich zu ziehen. Besonders begeistert war Sandra Völker von der jüngsten Teilnehmerin, der kleinen Malina. Das gesunde Mädchen trug mit dazu bei, dass 2289 Euro für die Sandra-Völker-Stiftung zusammenkamen.

Diese Einrichtung hatte sie im Jahr 2001 aus eigener Betroffenheit gegründet. Sandra Völker war bereits 26, als im Juni 2000 bei ihr Asthma diagnostiziert wurde. "Das war ein Schock", sagt sie noch heute. Die Silbermedaillengewinnerin von 1996 über 100 Meter Freistil steckte mitten in der Vorbereitung auf die Olympischen Spiele in Sydney. "Ich bin doch Schwimmerin mit einem sehr großen Lungenvolumen. Wie kann das sein?", fragte sie. Ihre in Hamburg aufgebaute Karriere schien beendet.

Aber sie kämpfte. "Mein Arzt klärte mich intensiv auf und ich begriff, dass diese Krankheit ein ,Schattendasein' führt und es viele Fehlinformationen darüber gibt", erzählt Sandra Völker. Ein Attest erlaubte der gebürtigen Lübeckerin, mit Medikamenten weiterzuschwimmen. Doch Sandra Völker wollte mehr: "Da mir das nicht ausreichte, forschte ich weiter, um herauszufinden, woher mein Asthma kam."

Mit der Sandra-Völker-Stftung, die in diesem Frühjahr ihr zehnjähriges Bestehen feiert, gibt sie ihre Erfahrungen weiter. Und mit Spenden wie der vom SV Eidelstedt hilft die Stiftung an Asthma und Allergien erkrankten Kindern: "Weil Kinder es oft schwerer haben, sich deutlich zu äußern, welche Hilfe sie brauchen oder wo ihre Bedürfnisse liegen", sagt Sandra Völker.

Acht bis zehn Prozent aller Kinder in Deutschland leiden unter Asthma, besagt eine Untersuchung der International Study on Asthma and Allergies in Childhood (Isaac). Husten, Keuchen und Atemnot sind bei Kindern häufige Symptome. In der Lunge ist durch ein Gefühl der Enge und Entzündungen die Atmung blockiert. Im Kindesalter nicht erkannte Allergien können Asthma zur Folge haben. Auch psychische Ursachen können zum Krankheitsbild beitragen. Sandra Völker hat über Wege in der Schul- und Komplementärmedizin viel über sich herausgefunden. Ihr gefielen jene Therapiemöglichkeiten am besten, die sie in die Lage zur Selbsthilfe versetzten. Sie machte eine Atemtherapie, bildete sich zur Reiki-Meisterin und -Lehrerin fort (Reiki, eine Methode zur Harmonisieung von Körper und Geist).

Ihre Stiftung unterstützt Kinder mit der Durchführung von Segeltörns auf der Ostsee. Das Reizklima dient asthmakranken Kindern nicht nur zur Regeneration. Sie sind auch als Teil der Crew gefordert, lernen Verantwortung zu tragen und Selbstbewusstsein zu entwickeln. Gleiches gilt bei Asthma-Camps in Berchtesgaden. Mehr als 500 Kindern hat die Stiftung bisher den Aufenthalt in der Bergluft ermöglicht.

In Notsituationen hilft die Stiftung Kindern bei der Ausstattung von asthmageeigneten Räumen oder Betten, ebenso bei Atemtherapien und Ernährungsberatungen. Die Stiftung hat Pädagogen geschult, um Lehrer im Umgang mit Asthmakranken zu sensibilisieren und Schülern Sportunterricht zu ermöglichen. Und als Anlaufstelle nach der Diagnose Asthma hat Sandra Völker mit ihrer Stiftung ein kostenloses Infotelefon für Betroffene eingerichtet.

Rückblickend sagt sie: "Die Diagnose Asthma hat mich mehr mitgenommen, als ich anfangs dachte." Trotzdem feierte sie danach weitere große Erfolge: Schon 2001, im Jahr nach der Diagnose, gewann Sandra Völker mit der deutschen 4x100-m-Freistil-Staffel Gold bei der WM sowie zweimal Bronze in Einzelrennen.

Ihr wichtigster Sieg nach ihrem Karriereende 2008: Sandra Völker kann heute ohne Medikamente leben. Und im Oktober (4. bis 14.10.) möchte die Stifterin erstmals das Seeklima an der Ostsee zu einem Asthma-Camp für Kinder nutzen. Für Unterkunft, Verpflegung und Freizeitaktivitäten sucht sie noch lokale Partner.

Infotelefon 0800/444 42 02, jew. Mo. u. Mi., 12 bis 14 Uhr; www.sandra-voelker-stiftung.de