Die Persönlichkeitstrainerin Regina Först setzt dabei vor allem auf Authentizität. Sie ist überzeugt: “Wer zu sich steht, wird nicht mehr übersehen“.
Susanne K. ist stellvertretende Abteilungsleiterin in einem großen Kaufhaus. Die 34-Jährige kam direkt nach dem Wirtschaftsstudium zum Konzern, absolvierte ein Trainee-Programm, fiel durch gute Leistungen auf. Ihre männlichen Vorgesetzten überzeugte Susanne K. durch Fleiß, Zuverlässigkeit und Teamgeist. Aber seit einiger Zeit stockt die Karriere der jungen Frau. Stattdessen ist ihr gleichaltriger Kollege Jan F. - strahlende Persönlichkeit, rhetorisch gewandt und lange nicht so erfahren wie Susanne K. - zum Abteilungsleiter befördert worden. Nun sitzt der junge Mann mit den Chefs am Tisch, während die 34-Jährige grübelt: Was habe ich falsch gemacht, warum war ich nicht gut genug?
"Typisch Frau", sagt Regina Först. Die 51-Jährige arbeitet seit mehr als 20 Jahren als Persönlichkeitstrainerin, gibt Seminare und hält Vorträge. Vor Kurzem erst war sie bei der Hamburger Sparkasse zu Gast. Zu Försts Kunden gehören große Firmen wie Audi oder Beiersdorf, aber auch Privatpersonen, die nach Orientierung suchen. "Frauen stellen sich ewig infrage und führen mit gefühlten 60 000 Gedanken einen inneren Monolog", sagt Regina Först. "Wie wirke ich? Soll ich die Aufgabe übernehmen? Frauen streben nach Harmonie und wollen alle mit ins Boot nehmen. Und dabei fehlt es ihnen an Konzentration aufs Wesentliche."
Männer dagegen machten sich überhaupt nicht so viele Gedanken. "Sie stellen sich nicht infrage und sehen sich deutlich unkritischer. Männer handeln einfach." Während Frauen höflich sein wollten und Gesprächspartner immer ausreden ließen, würden Männer sich davon nicht beeindrucken lassen: "Die unterbrechen einfach." Und während Frauen häufig auf der Beziehungsebene arbeiteten und nicht zum Punkt kämen, zählten für Männer Inhalte, die sie ihrem Gegenüber mit einfachen Worten vermitteln würden.
Authentizität ist das Leitmotiv für Regina Först, für die der Mensch im Mittelpunkt ihrer Arbeit steht. "Ich kann authentisch sein, wenn ich wahrhaftig und mit mir im Einklang bin. Es geht um innere und äußere Klarheit und Stimmigkeit."
Deshalb hat Först fünf Thesen aufgestellt, die für Frauen und Männer gleichermaßen gelten:
- Besinne dich auf deine Einzigartigkeit, vergleiche dich nicht mit anderen
- Gewinne Klarheit über deine Ziele und verfolge diesen Weg konsequent, sieh Probleme als Herausforderungen
- Sag, was du wirklich willst, schnörkellos und klar - ein Nein wahrt dein Sein
- Sei dir deiner selbst bewusst
- Wähle dein Outfit so, dass es deine innere Botschaft optisch unterstützt.
Wie wichtig es für Geist und Körper ist, im Einklang zu sein, innere und äußere Welt miteinander zu verbinden, das musste Regina Först leidvoll selbst erfahren. Nach der kaufmännischen Ausbildung in einem Modehaus und dem Studium der Textilbetriebswirtschaft in Nagold bei Stuttgart stieg sie bei großen Modekonzernen zur Einkäuferin und Personalchefin mit Verantwortung für Hunderte von Mitarbeitern auf. "Ich habe mich selbst aus den Augen verloren und nur über Leistung definiert", sagt sie heute rückblickend.
Regina Först wurde krank. Zwei Jahre lang war sie außer Gefecht gesetzt. "Heute spricht man wohl von Burn-out. Aber ich brauchte dieses Stopp-Schild, um mich und mein Leben in eine andere Balance zu bringen." Regina Först orientierte sich neu, beschäftigte sich mit Psychologie, Neurolinguistischem Programmieren (NLP) und Körpersprache. Ihre eigenen Erkenntnisse macht sie mittlerweile nutzbar für alle, die persönlich und beruflich auf der Suche sind. "Jeder hat besondere Stärken, man muss sie nur entdecken und ans Licht bringen."
Und was rät Regina Först im Falle von Susanne K.? "Innerhalb von 90 Sekunden machen wir uns ein Bild und legen unbewusst fest, wie wir mit dem Gegenüber umgehen." Die Hoffnung, dass schon jemand mitbekomme, wie gut man sei, bleibe daher meist unerfüllt. "Wer zu sich steht, sich seiner Stärken bewusst ist, stimmig erscheint und auch in seiner äußeren Darstellung kompetent und souverän auftritt, wird nicht mehr übersehen."
Internet: www.regina-foerst.de