Im Rahmen der Schule des Lebens referiert Dr. Uwe Böschemeyer über das Thema “Freiheit“

"Wir kommen aus einem Jahrhundert, in dem die Geistes- und Sozialwissenschaften vor allem davon sprachen, was uns unfrei und abhängig macht und wie die Bedingungen und Strukturen auszusehen hätten, die ein gelingendes Leben ermöglichten. Ich denke, es ist an der Zeit, in unserem neuen Jahrhundert viel mehr als bisher auch darüber nachzudenken, wie wir trotz aller Unvollkommenheiten, Einschränkungen und Gefährdungen zu einem vollen Leben kommen können - also freier zu werden, immer freier", schreibt der bekannte Psychotherapeut Dr. Uwe Böschemeyer in der Ankündigung seines Vortrags am 26. Januar.

Der Leiter des Hamburger Instituts für Logotherapie und Rektor der Europäischen Akademie für Wertorientierte Persönlichkeitsbildung Salzburg, führt weiter aus: "Was wäre denn, wenn Sie und ich freier wären als bisher? Vielleicht würden uns diese Antworten einfallen: Ich hätte weniger Angst, ich wäre weniger gehemmt, ich wäre nicht so oft schlecht gelaunt, ich würde mir weniger Sorgen machen, ich würde mehr das Gute im Leben sehen, ich würde mehr das tun, was ich schon lange tun wollte, ich würde mehr sagen, was ich dächte, ich würde auf andere mehr zugehen, ich hätte mehr Freude am Leben usw. Freier werden - ist das eine Illusion? Was ist überhaupt Freiheit?

Freiheit ist etwas spezifisch Menschliches", so Böschemeyer. "Sie ist die unverlierbare Möglichkeit eines jeden Menschen. Und diese Möglichkeit bleibt auch, wenn sie durch viel Leid stark zurückgedrängt wurde. Freiheit ist mehr als ein Gefühl. Sie ist eine beglückende Gefühlskraft, die ich erahnen, nach der ich mich sehnen, nach der ich mich ausstrecken, die ich konkret erleben kann. Ich kann sie aber auch negieren, verdrängen, übersehen, leugnen. Auch diese Freiheit habe ich.

Freiheit ist kein Trieb, sie stellt sich nicht von selbst ein. Daher gibt es nicht gerade wenige Menschen, die sie ein ganzes Leben lang nicht wirklich erfahren. Nein, ich denke keineswegs nur an seelisch leidende, sondern auch an jene, die so leben, wie ,man' eben lebt: weder besonders freudvoll noch besonders leidvoll, an Menschen, die sich vor großen Gefühlen ,schützen', ohne es vielleicht zu wollen.

Doch wer so lebt, bringt sich um die starken Erfahrungen, die ein Leben lebenswert machen.

Wem gegenüber sollte oder könnte man freier werden? Sich selbst gegenüber: gegenüber den Launen, den Sorgen, der Wut, der Angst usw. Freier werden auch in der Beziehung zu anderen : z. B. von deren Meinung und Urteil, freier gegenüber ihren Wünschen, Forderungen und Aggressionen. Freier werden gegenüber dem Leben selbst: gegenüber der Zeit, in der wir leben, den Aufgaben, die sie uns zumutet, den Wechselfällen des Lebens, freier werden in Gedanken an Sterben und Tod.

Wie aber geht das - freier zu werden? Erstens durch die Besinnung darauf, was es bedeutet , leben zu dürfen und die Möglichkeit zu haben, selbst entscheiden zu können. Zweitens durch die Bewusstmachung dessen, was uns vordergründig dazu zwingt oder verführt, unsere Freiheit nicht in Gebrauch zu nehmen. Drittens durch konkrete Wege, die Menschen mit Gewinn erprobt haben." Von alledem soll im Vortrag die Rede sein.

Vortrag: Mi 26.1., 19 Uhr, Gemeindehaus der Hauptkirche St. Michaelis, Englische Planke 1, Karten zu 10 Euro unter Tel. 04131/40 38 44 und an der Abendkasse ab 18 Uhr