Fünf Kinder versorgt der Witwer Uwe Zander seit dem Tod seiner Ehefrau. Trotz tiefer Trauer fand er Schritt für Schritt zurück ins Leben.

Johanna macht Handstand vor der Terrassentür, Julia krault Meerschweinchen Struppi auf dem Sofa, Tobias kurvt sein Motorrad-Modell geräuschvoll über die Wachstuchdecke auf dem Esstisch, Fabian sucht seine Taschenlampe im Bücherregal. Ein normaler Spätnachmittag für die Sechs- bis Zehnjährigen im Wohnzimmer von Familie Zander in Norderstedt. Während der große Bruder Christian, 24, Dienst in einem Restaurant in Hamburg hat, trinkt Vater Uwe inmitten des Trubels seinen Feierabend-Kaffee. Der 46-Jährige managt seine Großfamilie allein - Uwe Zander ist Witwer.

Susanne Traxel-Zander starb am 3. September 2009 mit 48 Jahren an Brustkrebs.

"Wir denken natürlich jeden Tag an meine Frau", sagt Zander. "Aber wir haben die Zeit dank Hilfe von vielen Seiten geistig und körperlich relativ gut überstanden." Auch die Redaktion Von Mensch zu Mensch unterstützte die Familie. Vor einem Jahr war das Weihnachtsfest sehr bedrückend, zur Trauer kamen finanzielle Sorgen. Uwe Zander musste am Arbeitsplatz bei der Berufsfeuerwehr Hamburg pausieren, um die veränderte Situation für sich und die Kinder überhaupt begreifen zu können. Gleichwohl kam Susanne Zanders Tod nicht plötzlich. "Fünf Jahre haben wir uns mit der Krankheit beschäftigt, die Kinder wussten von Anfang an Bescheid, dass ihre Mama Krebs hat und sie daran sterben kann."

Regelmäßig besuchen die Kinder ihre Mutter auf dem Friedhof Glashütte, erzählen von Erlebnissen mit Freunden, Erfolgen in der Schule und Spaß in der Familie. Vater und Kinder halten zusammen, ihre Doppelhaushälfte am Ende einer Sackgasse ist trotz aller Sorgen ein gemütliches und fröhliches Zuhause. Aufgeregt zeigen Fabian und Tobias ihr Kinderzimmer. "Papa hat uns neue Schränke gebaut und die Wände selbst gestrichen", erzählt Tobias, mit sechs Jahren der Jüngste.

Uwe Zander schmeißt den Haushalt, macht die Wäsche, kauft ein und kocht. Die Kinder sind für ihre Zimmer verantwortlich, sollen sich um die Meerschweinchen Struppi und Sophie kümmern und zum Abendbrot den Tisch decken. Der Tag bei Zanders ist gut organisiert. 6.40 Uhr aufstehen, waschen, anziehen - Frühstück und ab in die Schule. Uwe Zander arbeitet von 8 bis 15.30 Uhr. Der Rettungsassistent hat wegen der Kinder geregelten Bürodienst. Nach der Schule gehen die kleinen Zanders bis 16 Uhr in den Hort, dort gibt es Mittagessen, und es werden Schulaufgaben gemacht. Zu Hause ist dann Spielen oder Ausruhen angesagt. Um 18.30 Uhr gibt es Abendbrot, dann TV-Sendungen auf dem Kinderkanal KiKa. Ab 19.30 Uhr heißt es: Fertig machen fürs Bett.

An Wochenenden gehen die Kinder gern zu den Großeltern, zu Tante oder Onkel. "Dann hat Papa mal Zeit für sich", sagt Johanna. Ausschlafen und ein ausgiebiger Bummel im Baumarkt, das gefällt dem fünffachen Vater. Luxus braucht er nicht, und der ist trotz Gehalt, Kindergeld und Halbwaisenrente der Kinder finanziell auch nicht drin.

"Wir haben uns, das ist doch schon eine Menge", sagt Uwe Zander. Der Witwer: "Mit der Unterstützung von Eltern, Schwiegereltern, Geschwistern und deren Partnern ist das Jahr 2010 viel besser gelaufen als gedacht." Und noch einer Einrichtung sind Vater und Kinder sehr dankbar: der Stiftung Phönikks, einer Beratungsstelle für Familien mit Krebspatienten am Hamburger Mittelweg. "Die Gespräche dort jeden Freitag helfen uns sehr", sagt Zander.

Im neuen Jahr wollen Johanna und Julia reiten lernen, Tobias möchte im Verein Fußball spielen und Fabian mit Lauftraining anfangen. Uwe Zander will sehen, dass er sein Motorrad wieder flott bekommt. Johanna wird am Silvestertag acht Jahre alt. Ihr größter Wunsch? "Dass Mama wieder da ist, auch wenn wir wissen, dass das nicht geht." Susanne Traxel-Zander wäre am gleichen Tag 50 geworden.