Am Volkstrauertag sollten sich die Menschen an das unermessliche Lied, das zwei Weltkriege gebracht haben, erinnern.

Die letzten goldenen Blätter fallen, vor uns liegen die stillen Gedenktage. Und sicher empfinde nicht nur ich es als beschämend, dass der morgige Volkstrauertag von so vielen Menschen kaum noch wahrgenommen wird. Ein Tag, der an das unermessliche Leid erinnert, das zwei Weltkriege über Millionen Menschen gebracht haben. Ist uns nicht bewusst, wo überall Krieg und Terror toben, wie groß die Bedrohung selbst für unser Land ist? Wie viele Menschen nach wie vor Opfer von Gewalt, Terror und sinnlosen Kriegen werden?

Jeder Krieg zerstört Leben. Er tötet auch die, die er davonkommen lässt, denn er verwundet nicht nur den Körper, sondern auch die Seele. Wie viele Männer kommen traumatisiert von ihren Einsätzen in Kriegsgebieten zurück und versuchen mühevoll, mithilfe von Therapien einen Weg zurück in ein normales Leben zu finden.

1919 wurde der Volkstrauertag vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge eingeführt. In der ersten offiziellen Feierstunde im Berliner Reichstag 1922 rief der damalige Reichspräsident Paul Löwe in einer viel beachteten Rede zu Versöhnung und Frieden auf. 1934 ordnete Adolf Hitler die Umbenennung des Feiertages in "Heldengedenktag" an. Erst 1950 wurde der Volkstrauertag in der Bundesrepublik wieder eingeführt als "Tag der Mahnung zur Versöhnung, zur Verständigung und zum Frieden".

Der morgige Sonntag sollte uns einmal innehalten lassen - dankbar für 65 Jahre Frieden in unserem Land. Frieden, das kostbarste Gut. Frieden halten beginnt im Kleinen bei mir selbst. Ich muss Aggressionen und Vorurteile abbauen, Liebe gegen Hass und Wärme gegen Kälte setzen. "Einer muss den Frieden beginnen wie den Krieg", sagt Stefan Zweig.

Es grüßt Sie herzlich

Ihre

Renate Schneider