Im Rahmen der erfolgreichen Reihe “Schule des Lebens“ wird Dr. Uwe Böschemeyer am 1. Dezember referieren und im Anschluss Fragen beantworten.

"'Gott' ist das am meisten beladene aller Menschenworte. Keines ist so besudelt, so zerfetzt worden. Aber wir dürfen es nicht preisgeben (Martin Buber)." "Gemeint ist mit 'Gott' nicht ein blässliches Prinzip, nicht ein 'irgendwie Göttliches', auch nicht der harmlose 'liebe Gott' und schon gar nicht eine vom Himmel drohende tyrannische Macht, die uns die Hölle verspricht, wenn wir nicht so sind, wie wir sein sollten." Das sagt der Psychotherapeut Dr. Uwe Böschemeyer in der Ankündigung seines Vortrags am 1. Dezember.

Der Leiter des Hamburger Instituts für Logotherapie und Rektor der Europäischen Akademie für Wertorientierte Persönlichkeitsbildung, Salzburg, sagt: "Gemeint ist mit 'Gott' eine dem Verstand letztlich nicht fassbare, jedoch dem bewussten und unbewussten Gefühl offenstehende Erkenntnis, dass in, über und unter allem Leben, auch dem menschlichen, eine souveräne, zugleich gütige und also keineswegs unpersönliche Macht herrscht, die das Leben, unser aller Leben hält und lenkt und wärmt, auch wenn wir von ihr nichts zu wissen meinen.

Der 'Gott', an den ich denke, ist kein Lückenbüßer für Notsituationen, der dann ins Spiel kommt, wenn es 'mulmig' wird. Den brauchen wir deshalb nicht, weil es viele Menschen gibt, die sehr gut auch ohne ihn auskommen.

Warum also dieser Vortrag? Im Laufe einer 20-jährigen psychotherapeutischen Forschungsgeschichte zur Frage, wie es möglich sei, Erkennen, Fühlen und Handeln zusammenzubringen, entwickelte ich die sogenannte Wertimagination. Wertimaginationen sind (bei geschlossenen Augen) bewusste 'Wanderungen' in den unbewussten Bereich der Seele, in der die spezifisch menschlichen Werte, z. B die Liebe, der Mut, das Künstlerische oder das Spirituelle verwurzelt sind.

Schon bald zeigten sich - wenn die 'Wanderer' der inneren Welt eine gewisse Erfahrung mit den inneren Bildern hatten - spirituelle Symbole: entweder aus christlicher oder allgemein-spiritueller Tradition. Das Aufregende dabei war einerseits, dass gerade diese Bilder die stärkste lebensfördernde Gefühlskraft darstellten und daher besonders hilfreich waren. Auch die 'Imaginanden' hatten diese Bilder, die sogar feindlich allem Spirituellen gegenüberstanden.

Nein, diese Erfahrungen sind kein Gottesbeweis. Aber sie lassen den Schluss zu, dass Spiritualität offensichtlich zu jedem Menschen gehört und daher eine Funktion des menschlichen Geistes ist. Das bedeutet? Dass zu einem vollen Menschenleben die Beziehung zum Spirituellen und also die Gottesfrage gehört. Was heißt das praktisch? Es ist wichtig, in der Stille den berühmten Fragen nachzugehen, woher ich komme, wohin ich gehe, wer ich bin und wozu ich da bin. Sich zu fragen, ob diese Welt, wie viele glauben, tatsächlich führungslos, sich also selbst überlassen ist. Möglich ist auch, auf inneren Wegen den Gang in die geistige Tiefe zu wagen, die alles andere als eine Erfindung der Psychologen ist.

Denn das geistig Unbewusste verfügt über jene Weisheiten, die dem schmal angelegten Verstand nicht zur Verfügung stehen, so auch über die Weisheit, dass Gott alles andere als ein Phantom ist, sondern eine zu Herzen gehende lebendige Wirklichkeit für den, der es sich erlaubt, sein Herz als die Quelle der wichtigsten Erkenntnisse anzuerkennen."

Vortrag am 1.12. um 19 Uhr im Gemeindehaus von St. Michaelis. Karten: Telefon 04131/40 38 44 ab Mo., 9 Uhr, Abendkasse ab 18 Uhr.