“Wäre ich Gott, dann würde ich weinen über die Menschen“, sagte mir Astrid Lindgren. Immer mehr Kinder leiden in ihren Familien.

"Wäre ich Gott, dann würde ich weinen über die Menschen, ihre Bosheit und Gemeinheit, ihre armselige Güte und ihre Rohheit", sagte mir Astrid Lindgren in einem bewegenden Gespräch wenige Monate vor ihrem Tod. Diese Frau mit dem ganz großen Herzen für Kinder wusste, was vielen Mädchen und Jungen angetan wird. Wie oft werde ich an ihre Worte erinnert, wenn ich durch die mich täglich erreichenden Briefe Einblicke in Abgründe menschlichen Verhaltens erhalte. Ohne Not "zerfleischen" sich Partner, die sich einmal in Liebe verbunden fühlten, die gemeinsam Eltern wurden und sich dann auf verantwortungslose Weise bei Trennung um das Kind zanken, es als "Waffe" im Kampf gegeneinander auf widerlichste Weise einsetzen, "das Kind vor die Tür stellen, wenn es vom Vater abgeholt wird", wie mir eine Großmutter unter Tränen erzählte.

Astrid Lindgrens Worte fielen mir sofort ein, als ich von der grausamen Tat der Amokläuferin in Lörrach (wir berichteten) hörte. Am Mittwoch mussten wir im Abendblatt berichten, dass allein in Hamburg in rund 10 000 Fällen die Lebensumstände in den Familien als bedrohlich eingeschätzt werden - mit steigender Tendenz. Wie viele hilf- und schutzlose Kinder sind darunter, die vernachlässigt, misshandelt, ja, missbraucht werden? Astrid Lindgren war oft der Verzweiflung nahe, wenn sie an die Lebenssituation so vieler Kinder dachte. In ihrer berühmten Rede "Niemals Gewalt" 1978 sprach sie eindringlich von ihrer Sorge. "Ob ein Kind zu einem warmherzigen, offenen und vertrauensvollen Menschen heranwächst oder aber zu einem gefühlskalten, destruktiven, egoistischen, das entscheiden die, denen das Kind in dieser Welt anvertraut ist."

Wo ist unser aller Aufschrei, dass in den dringend benötigten sozialen Einrichtungen für Familien weiter gestrichen wird?

Es grüßt Sie herzlich

Ihre

Renate Schneider

Ihre

Renate Schneider

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