Ein großer Tag für unsere Kleinen. Am Dienstag werden 14 900 Kinder eingeschult. Bitte, Autofahrer, nehmt Rücksicht!
Mia hüpft ungeduldig von einem Bein aufs andere. "Mama, wann darf ich in die Schule? Wann denn nun? Ich warte schon sooo lange." Neben ihr steht Tom, ihr kleiner Freund, der sie zum Spielen abholen will. Er gibt sich lässig, aber er kann Mia gut verstehen, ihm geht es ja ähnlich, auch er kann kaum noch erwarten, seinen nagelneuen Schulranzen zu schultern. Die Erwartungen der beiden Sechsjährigen sind grenzenlos.
Wie Mia und Tom wird es vielen Kindern in diesen Tagen gehen. Mit Schultüte und Ranzen fiebern sie ihrem ersten Schultag entgegen. Man kann all diesen Mädchen und Jungen nur Eltern wünschen, die verstehen, was dieser neue, aufregende Lebensabschnitt für ihre Kinder bedeutet, und diesen Tag zu einem besonderen Fest werden lassen. Und man kann nur hoffen, dass die erwartungsvollen Schüler Lehrerinnen und Lehrer bekommen mit viel Humor und noch mehr Verständnis für die ihnen anvertrauten Kinder. Am Lehrer hängt das Schulschicksal so manchen Kindes. Ein nicht immer leichter Weg liegt vor unseren Erstklässlern - und ein gefährlicher dazu. Leider.
Kinder sind die kleinsten und schwächsten Verkehrsteilnehmer. Ihnen fehlt noch die Übersicht, und sie können selbst leicht übersehen werden. Kinder sind hoch gefährdet, sie sind spontan, laufen unvermittelt auf die Straße. So wie der neunjährige Nick, der auf dem Heimweg von der Schule verunglückte. Auf der anderen Seite lief sein Freund Jannis. Kaum hatte Nick sich zwischen parkenden Autos hindurchgeschlängelt, um zu Jannis zu kommen, erfasste ihn ein Motorrad. Der Fahrer hatte keine Chance, Nick auszuweichen. Nick hatte viel Glück, nach einigen Wochen konnte er das Krankenhaus verlassen, körperlich geheilt, der Schock aber sitzt noch tief.
Im vergangenen Jahr verunglückten rund 2000 Hamburger Schüler auf dem Schulweg. Deutschlandweit waren es mehr als 31 000 Kinder, 90 verloren ihr Leben. Viele werden lebenslang an den Folgen zu tragen haben.
Anlässlich der Einschulung weist die Verkehrspsychologin Prof. Dr. Maria Limbourg, Expertin für Unfallprävention im Kindesalter, auf die Risiken hin, denen Kinder auf dem Schulweg ausgesetzt sind, und wie man sie vor möglichen Unfällen schützen kann: "Die motorischen und geistigen Fähigkeiten von Kindern sind noch nicht vollständig ausgebildet. Sie haben große Schwierigkeiten, Geschwindigkeit und Entfernung eines anderen Verkehrsteilnehmers richtig einzuschätzen. Gefahr lauert häufig auch da, wo man sie vielleicht am wenigsten vermutet: im Auto. Im vergangenen Jahr verloren 40 Kinder ihr Leben als Mitfahrer im Pkw ihrer Eltern, weil sie oft nur unzureichend gesichert waren.
Eltern sollten frühzeitig den Schulweg gemeinsam mit ihren Kindern ablaufen. Sie müssen Vorbild sein, müssen wissen, wie unglaublich leicht sich Kinder ablenken lassen. Regelmäßiges Training hilft. Die richtige Kleidung spielt eine wichtige Rolle. Kinder müssen im Straßenverkehr gut sichtbar sein. Reflektoren an Schulranzen und Kleidung können viel bewirken.
Da tatsächlich nur bei 50 Prozent der Unfälle das Verhalten von Kindern ursächlich ist, spielt das Verhalten von Autofahrern eine zentrale Rolle.
Die Kampagne 'Runter vom Gas!' verweist eindrucksvoll auf die Folgen unangepasster Geschwindigkeit. Gerade im Umfeld von Schulen muss man als Autofahrer ständig bremsbereit sein.
Forschungen haben ergeben: Bei einer Geschwindigkeit von 30 km/h sterben drei von zehn Fußgängern bei einem Zusammenprall mit einem Auto, bei 50 km/h sind es bereits acht. Bei 60 km/h stirbt jeder Fußgänger."
Runter vom Gas und ohne Promille heißt deshalb der inständige Appell an alle Verkehrsteilnehmer - Mia, Tom und allen Kindern zuliebe.