Von Mensch zu Mensch wird in diesen Tagen 58 Jahre alt. Axel Springer selbst wollte in seiner Zeitung eine Anlaufstelle für seine Leser.

"Die Menschen bauen zu viele Mauern und nicht genügend Brücken", beklagte Albert Schweitzer. Wie recht er hat, erfahren wir täglich in der Redaktion Von Mensch zu Mensch, etwa wenn Partner sich nicht mehr verständigen, wenn hilflose Eltern keinen Zugang mehr zu ihren Kindern finden, wenn junge Menschen auf taube Ohren bei ihren Eltern stoßen und alte Menschen in ihrer Einsamkeit zugrunde gehen.

Wir begegnen einander und nehmen uns doch nur selten richtig wahr. Wir sprechen miteinander, bewerten, beurteilen und verurteilen sogar, ohne uns wirklich mit dem anderen auseinandergesetzt zu haben.

Dass es aber auch ganz anders sein kann, auch das erfahre ich Tag für Tag auf beglückende Weise in der Redaktion Von Mensch zu Mensch:

Das Gespräch mit Ihnen, liebe Leser, ist lebendiger denn je. Es ist kritische, aktive Auseinandersetzung mit Sorgen und Nöten anderer Leser, es ist aktive Anteilnahme am Leid anderer und eine überwältigende Hilfsbereitschaft.

Von Mensch zu Mensch wird in diesen Tagen 58 Jahre alt. Axel Springer selbst wollte in seiner Zeitung eine Anlaufstelle, an die sich seine Leser mit ihren kleinen und großen Sorgen wenden konnten. Es gibt wohl keine Tageszeitung in der Bundesrepublik, die in ihrem Blatt solch eine Möglichkeit der Hilfe bietet. Darauf ist das Abendblatt stolz.

Wir hören von Einsamkeit, Liebe und Hass, vom Verlassenwerden und von Enttäuschungen, von Problemen mit Kindern und Eltern, von Trauer und Tod. Aber auch von überstandener Not und glückhaften Wendungen.

"Der Mensch ist die Arznei des Menschen, denn ein von den anderen getrennt lebender Mensch ist nur ein Schrei", heißt eine alte indianische Weisheit.

In einer Zeit, in der immer mehr Menschen - erschreckend viele junge - nach Zuwendung und Hilfe rufen, ohne gehört zu werden, ist die Redaktion Von Mensch zu Mensch gefordert wie nie zuvor. Dass ich dabei immer auch auf die Unterstützung aus dem Leserkreis rechnen kann, macht mich dankbar und glücklich.

Es grüßt Sie herzlich

Ihre

Renate Schneider