Die Zahlen sind erschreckend, ja, dramatisch, geht es doch um Kinder, die ihren Weg ins Leben erst finden müssen. Allein 2008 ließen sich in Hamburg 4476 Paare scheiden und machten 3003 minderjährige Kinder zu Scheidungswaisen. Bundesweit waren es 191 948 geschiedene Ehen mit 150 187 Kindern - mit steigender Tendenz. Und da wundern wir uns über das stetig wachsende Heer verkorkster Kinder? Was soll aus Kindern werden, die miterleben, dass sich die Menschen, die sie lieben, denen sie vertrauen, die ihnen Vorbild sind, plötzlich auseinandergehen, ja hassen? Die Kinder stehen hilflos dazwischen, sie lieben beide, Mutter und Vater, sie haben Angst, einen zu verlieren, dem einen weh zu tun, wenn sie nett zum anderen sind. Diese Kinder bekommen nicht selten Angstträume, ihre schulischen Leistungen lassen nach, sie werden oft aggressiv oder ziehen sich völlig in sich selbst zurück.

Scheidungskinder sind gebrandmarkt, oft ein Leben lang. Das sollten Eltern sich bewusst machen, wenn sie keinen anderen Weg mehr sehen, als auseinanderzugehen. Und in Verantwortung für ihr gemeinsames Kind einen fairen Weg suchen, ihm Mutter und Vater zu erhalten. Es ist so grausam, was sich manche Eltern in ihrer Wut und Enttäuschung ausdenken, um das Kind dem anderen und den Großeltern zu entfremden. Auch die Folgen für die ausgegrenzten Partner sind schlimm. Sie werden in einen traumatischen Zermürbungs- und Qualprozess geworfen. Viele Krankschreibungen sind die Folge, ein hoher Behandlungsbedarf im psychotherapeutischen Bereich usw. "Es handelt sich hier um eine der größten psychosozialen Massenkatastrophen in der Bundesrepublik", sagt Verena Dohse von der Selbsthilfegruppe "Verstoßene Großeltern" ( www.verstossene-grosseltern.de ). Und die Betroffenen fordern "fortdauernden Beratungszwang für die oft jede Kommunikation verweigernden Mütter und Väter, die Anwendung vom 'Cochemer Modell' (siehe Text) endlich auch in Hamburg, einem Verfahren, in dem alle Beteiligten oft miteinander erfolgreich kooperieren."

Es grüßt Sie herzlich

Ihre

Renate Schneider