Im Wentorfer “Mutter Eva von Tiele-Winckler“-Heim setzt man in der Therapie darauf, Mobilität, Motorik und Selbstvertrauen der Senioren liebevoll zu fördern

Hinter dem "Märchensofa" öffnet sich der Raum zum "Garten der Sinne". Wer eben noch auf dem roten Sofa durch angeschlossene Kopfhörer "Dornröschen" oder "Hänsel und Gretel" lauschte, kann draußen in Strandkörben, Gartenlauben oder durch "Röhrentelefone" fühlen, riechen, schmecken und sehen. Die Aktivierung der Sinne gehört zu dem Angebot, den Bewohnern - überwiegend über 85 Jahre alt - im Pflegeheim den letzten Lebensabschnitt zu erleichtern. Im Wentorfer "Mutter Eva von Tiele-Winckler"-Heim zielt man in der Therapie darauf, Mobilität, Motorik und Selbstvertrauen zu fördern. Wolfgang Joerdens (58), Leiter des Heims, möchte seinen 70 Bewohnern ein Gefühl vermitteln, das Nestwärme und hochmoderne therapeutische Methoden verbindet. Im Kaminzimmer liest Schwester Agatha, Ordensschwester im Reinbeker Krankenhaus, im Kreise von Bewohnern Geschichten vor. Sie arbeitet ehrenamtlich.

Das Haus am Burgberg mit 70 Zimmern, alle mit Bad, gehört zu den "Norddeutschen Diakonie-Diensten für Senioren", eine begehrte Adresse mit Warteliste. Der Wentorfer Arzt Dr. Sancho Panzer, der hier die Kranken betreut, sagt überzeugt: "Dieses Haus ist ein Kleinod. Ich kenne andere Einrichtungen - da wird man hingelegt bis zum Ende." Am Burgberg wird das Hinlegen durch Bewegung unterbrochen. "Wir machen für jeden Bewohner ein Screening, in dem sein Zustand und seine Bewegungsmöglichkeiten erfasst werden", sagt Joerdens. Jeden Dienstag und Freitag findet eine Andacht statt. Pastorin Frauke Stöckel und Pastor Claus M. Friemuth von der Wentorfer Martin-Luther-Kirche sind unruhige Zuhörer gewohnt. Zwei Drittel der Bewohner sind dement - im Haus ein Unwort, man spricht hier von "eingeschränkter Alltags-Kompetenz". Was die Pastoren erleben, ist für die Pflegeschwestern Selbstverständlichkeit. Die liebevolle Lenkung von orientierungslos gewordenen Senioren. "Ich habe in meinen 29 Berufsjahren nicht einen Tag gedacht: 'Jetzt hast du keine Lust mehr'", meint Schwester Silvia, Leiterin der Station 1.