Die Vögel zwitscherten, endlich Frühling. Gut gelaunt startete ich in den Tag. Auf dem Weg in die Redaktion dann die Meldung im Radio von dem grausamen Busunfall in der Schweiz. Zwei Schulklassen waren mit ihren Lehrern auf dem Rückweg von einer Skireise in ihre Heimat Belgien schwer verunglückt.

Ich weine um die Kinder, die unschuldig und schutzlos diesem Unglück zum Opfer gefallen sind. Es hätten auch unsere Kinder und Enkel sein können. Ich weine mit den Mädchen und Jungen, die diese Tragödie schwer verletzt überlebten und in Krankenhäusern auf Heilung hoffen. Ich weine mit den Eltern, Geschwistern und Großeltern, die davon ausgingen, dass ihre Kinder wohlbehalten zurückkehren, um sie dann - unvorstellbar - nur tot oder schwer verletzt wiederzusehen.

Die Familien der bei dem Unglück getöteten Kinder hatten keine Zeit zum Abschiednehmen. Völlig unvorbereitet wurden sie mit der grausamen Wahrheit konfrontiert, ihre Kinder für immer verloren zu haben. Welch ein unermesslicher Leidensweg liegt vor allen betroffenen Familien.

Alle Wünsche, Träume und Hoffnungen sind von einer Sekunde zur anderen zerstört. Nichts ist mehr so, wie es war. Und dennoch gilt es weiterzuleben, obwohl die Zeit stillzustehen scheint. Und jeder Tag erneut ein Kampf gegen Schmerz, Trauer und tiefste Verzweiflung bedeutet. Da versagen alle Worte des Trostes, nur diese helfen vielleicht ein ganz klein wenig: "Da ist ein Land der Lebenden und ein Land der Toten, und die Brücke zwischen ihnen ist die Liebe - das einzig Bleibende, der einzige Sinn."

Mit diesen Worten von Thornton Wilder grüße ich Sie herzlich

Ihre

Renate Schneider