Seit Jahrzehnten unterrichtet Professor Marianne Petersen Sechs- bis 13-Jährige sehr erfolgreich im Geigenspiel. Was ist ihr Geheimnis?

Lehrerinnen und Lehrer haben einen gesellschaftlich wichtigen Beruf. Gemeinsam mit den Eltern helfen sie den Kindern, sich zu entwickeln. Dafür müssen sie motiviert sein und viel können. Eine sehr gute Vertreterin ihrer Zunft ist die Hamburger Geigenlehrerin Professor Marianne Petersen. Was zeichnet die Streicher-Pädagogin aus?

Marianne Petersen versteht Kinder. Ihre Interessen, Stimmungen und Kräfte hat sie voll im Blick. "Jeder ist auch mal müde, hat mal keine Lust." Sie kann auch warten, bis das Kind sich wieder konzentrieren kann. "Ohne Liebe zu den Kindern geht es nicht. Man sollte nicht nur unterrichten, um Geld zu verdienen."

Stichwort: Üben. Kaum ein Kind will immer üben. "Wenn du gar nicht üben magst, ruf mich an. Dann beraten wir, was wir machen." Der Faden soll nicht abreißen. Erfolgreicher Unterricht ist Teamwork. Meist kommt nur etwas dabei heraus, wenn Schüler, Lehrkraft und Eltern zusammenarbeiten. Bei Professor Petersen machen alle mit. Musik ist ein Ausdrucksmittel, ist Kunst für Ohren und Bewegungssinn. Deshalb beginnt der Unterricht bei Marianne Petersen nicht mit Noten und Tonleitern, sondern mit Liedern, Geschichten, Bewegungen, mit Hören und Zusammenspiel. Von Anfang an wird gemeinsam musiziert. "Beim gemeinsamen Musizieren entwickelt sich das Sprechen mit Musik, entwickelt sich das Verständnis für das Musizieren anderer."

Geigenlernen ist ein jahrelanges Aufbauen von Detail auf Detail. Aber die Details sollen auch Freude machen, die Kinder müssen kindgerecht für die Details interessiert werden. "Heute habe ich das Steuern geübt. Mit dem Schiff (Bogen) darf ich nicht auf das Land (Griffbrett) kommen! Ich spiele jetzt Banane (Bogenführung)!"

Wir wissen, wie kleinschrittig Lernen funktioniert. Marianne Petersen kennt die kleinen Schritte und bringt sie gezielt zum Einsatz. Jeder gelungene neue Schritt wird freudig begrüßt. Misslingt etwas, schreit die Lehrerin schon mal auf. Das Kind erlebt, dass die Sache wichtig ist. Ob der wöchentliche Unterricht stattfindet oder nicht, ist nicht beliebig. Es ist für die Entwicklung der Kinder einfach schlecht, wenn Unterricht ausfällt. Das Gesamtklima ist leistungsfreudig. Die Liebe zur Geige und zur Musik darf dabei aber nicht verloren gehen. Jedes Vorspiel ist bestens vorbereitet. Vorspiele vor den Mitschülern gehören dazu. Jedes Kind hat Einzelunterricht und etwa alle drei Wochen am Sonnabend auch noch Gruppenunterricht. Wie bei allen guten Lehrern geht es nicht immer nur um Unterricht. Jedes Jahr gibt es bei Petersens das große Sommerfest in Haus und Garten. Spiele wie Kirschkernweitspucken, Perlen auf Ketten ziehen, Leckereien, eine Tombola, aber auch Musikvorspiele. Am Ende kommt ein Gruppenfoto, für das alle extra Instrument und Konzertkleidung mitgebracht haben.

"Jedes Kind kann geigen lernen, und jedes Kind ist musikalisch", ist Marianne Petersen überzeugt.

"Alle Kinder auf der Welt lernen sprechen, und zwar über das Gehör, ganz gleich, wie kompliziert die jeweilige Muttersprache ist. Wenn im Geigenunterricht von Anfang an hörend geübt wird, wirklich Musik gemacht wird, kann es nicht ausbleiben, dass die Kinder die Musikalität finden, die sie in sich haben."

Aus ihrem Schülerkreis gingen etliche bekannte Musiker hervor.

Der nächste Auftritt von Marianne Petersen mit ihrem Kinderorchester Saitenspiel findet beim Familienkonzert der Hamburger Camerata "Happy Birthday Bach" am So, 25. März, 15 Uhr, in der Laeiszhalle, Großer Saal statt. Für Kinder & mit Kindern ab 6 Jahren. Karten: Kinder 10/8,50/7/5,50 Euro (bis 14 J.) Erwachsene 20/17/14/11 Euro bei der Konzertkasse Gerdes sowie an allen bekannten Vorverkaufsstellen.