Ein Plädoyer für mehr Lebensqualität von Professor Dr. Uwe Böschemeyer

Freiheit ist mehr als ein Wort, mehr auch als ein spannendes philosophisches Thema. Sie ist etwas Prickelndes, Hellmachendes, Heilmachendes, Stärkendes, etwas besonders Menschliches. Freiheit ist die in jedem Menschen vorhandene Möglichkeit, sich innerhalb gewisser Grenzen frei verhalten zu können.

Freiheit ist etwas, das ursprünglich zu jedem Menschen gehört. Wir können sie vernachlässigen, verleugnen, verdrängen. Wir können sie missachten. Wir können aufhören, sie zu suchen. Freiheit kann tief im Unbewussten lagern. Doch die Möglichkeit, sie zu finden oder wiederzufinden, bleibt in uns, solange wir leben.

Freiheit, das heißt auch und im Besonderen: vor Problemen, die sich mir in den Weg stellen, nicht zu kapitulieren, sondern alles daranzusetzen, um sie zu überwinden oder zu lösen. Deshalb ist Freiheit letztlich die Erfahrung von Freude am Leben.

Freiheit stellt sich nicht von selbst ein. Man muss sie suchen und sich für sie öffnen. Und dann? Dann braucht sie etwas, worauf sie sich ausrichten kann, etwas Wert- und Sinnvolles. Nein, nicht die Gene, nicht die Erziehung, nicht die sozialen Umstände und auch nicht die Zeit, in der wir leben, sind primär für die Lebensqualität bestimmend, sondern dies: ob wir von der Freiheit, der neben der Liebe wichtigsten Eigenschaft, Gebrauch machen oder nicht. Darum wäre es mehr als ein Akt der Vernunft, die Freiheit zu einem der Hauptziele unseres Denkens und Handelns zu machen.

Ein ganzes Jahrhundert lang haben wir darüber geredet, was uns unfrei, bedingt und abhängig macht! Es wird Zeit, sich auch dem Unbedingten, also der Freiheit zuzuwenden. Manchmal macht es mich zornig, wenn ich an den und jenen denke, der sein Leben zu verschlafen scheint. Der kein Gespür dafür zu haben scheint, dass unser Dasein begrenzt ist. Der nicht aufhört, sich ausschließlich mit der "Seele dunkle Pfade" (Sigmund Freud) zu befassen. Der die Verantwortung für sein Leben an andere delegiert. Der nicht begreift, dass es sich nicht lohnt, Sündenböcke für eigenes Versagen zu suchen. Der ins Leben beißt, statt es zu küssen. Der dem schlimmsten Feind des Menschen, der Resignation, Tür und Tor öffnet. Der nicht wirklich liebt und nicht wirklich leidet.

Was Freiheit ist, was deren Verwirklichung schwer macht und wie wir sie trotzdem gewinnen können, davon wird im Vortrag, wie auch im neuen Buch "Machen Sie sich bitte frei! Entdecken Sie Ihre Furchtlosigkeit" die Rede sein. Ob auch ein Mensch, der Tragisches erfahren hat, Freiheit erleben kann? Ja! Warum? Weil das Schwere die Seele eines Menschen nie ganz ausfüllt. Denn die Freiheit gibt ihren "Platz" nie auf.

Prof. Böschemeyer spricht am 28. März um 19 Uhr im Gemeindehaus von St. Michaelis (Krayenkamp 4). Karten: 10 Euro, ab Mo. 04131/403844 und an der Abendkasse ab 18 Uhr.

Prof. Dr. Uwe Böschemeyer, Psychotherapeut. Leiter des Hamburger Instituts für Logotherapie und Rektor der Europäischen Akademie für Wertorientierte Persönlichkeitsbildung Salzburg