Mit vielen Menschen in unserer Stadt trauere ich um Joachim W. A. Friedrich. Mit 73 Jahren ist jetzt der Gründer der Deutschen Muskelschwund-Hilfe und Bundesverdienstkreuzträger gestorben. Nie wieder wird er seine Stimme für die an Muskelschwund leidenden Menschen erheben, nie wieder um Unterstützung für sie bitten können.

Aus eigener schmerzlicher Erfahrung wusste Joachim Friedrich, der seit seinem zwölften Lebensjahr an dieser unheilbaren Erbkrankheit litt, jahrzehntelang auf den Rollstuhl angewiesen war, was es bedeutet, ständig Hilfe zu brauchen. Und doch habe ich ihn nie über sein Schicksal klagen hören. Im Gegenteil: Mit seinem Lebenswillen machte er anderen Kranken Mut und kämpfte für sie. Ich habe ihn dafür bewundert. Ich werde unsere Begegnungen nie vergessen, seine imposante, immer gepflegte Erscheinung, seinen roten Schal, der schon von Weitem leuchtete - zum Beispiel bei meinen "Märchen im Michel", die er besonders liebte.

Um den Notstand im Pflegebereich anzuprangern und die Menschen aufzurütteln, nahm er eine strapaziöse Reise auf sich, die viel Aufmerksamkeit bekam. Im Sommer 2008 machte er im Rollstuhl eine Pilgerfahrt über die Alpen, begleitet von einem Pflegeteam und Journalisten. Sein Ziel war Rom und eine Audienz bei Papst Benedikt XVI. "Ich schaffe es", sagte Friedrich, der für seine Hartnäckigkeit und Nachhaltigkeit in seinem Einsatz für kranke Menschen bekannt war. "Das Ziel ist erreicht, die Aufgabe geht weiter", so sein Fazit nach seiner Rückkehr. Bei seinen vielen Aktivitäten fand er große Unterstützung bei Fürstin von Bismarck, Schirmherrin der Deutschen-Muskelschwund-Hilfe. Wir erinnern uns an die zahlreichen Bälle "Papillon" und die Opern-Dinner - zugunsten seiner Arbeit.

Am heutigen Sonnabend nehmen Freunde, Wegbegleiter und Unterstützer um 15 Uhr im Kleinen Michel Abschied von ihm: "Dein Lebenswerk führen wir fort, wie versprochen", steht in der Traueranzeige.

Es grüßt Sie herzlich

Ihre

Renate Schneider