Den Stunden mehr Leben geben - Das Hospital zum Heiligen Geist in Poppenbüttel sucht ehrenamtliche Lebensbegleiter für seine Bewohner.

Das herzhafte Lachen von Liselotte Meier schallt durch den Raum, wenn sie sich in ihrem Zuhause, dem Hospital zum Heiligen Geist in Poppenbüttel, mit Sabine Falke aus dem Kreis der Ehrenamtlichen für Lebensbegleitung unterhält. Die 82-Jährige lässt keinen Zweifel daran, immer noch lebensfroh zu sein, obwohl sie allen Grund zur Resignation hätte, denn sie ist seit 23 Jahren durch eine Netzhautablösung ganz plötzlich während ihrer Arbeit in der Kantine einer großen Bank völlig erblindet.

"Für mich ist alles hell, auch in der Nacht", sagt sie. Inzwischen fällt ihr auch das Gehen schwer. Früher sei sie gern ins Kino gegangen, heute müsse sie sich mit Hörbüchern, Radio und Vorlesegerät begnügen. Und doch sagt sie: "Ich bin sehr zufrieden."

Dass Liselotte Meier immer noch so rege am Leben teilnimmt, liegt ganz gewiss auch an Sabine Falke, die ihr seit einigen Jahren regelmäßig einmal in der Woche eine Stunde Zeit spendet. "Ich bin froh, dass Frau Falke kommt, es ist eine Abwechslung, ich genieße es sehr. Sonst komme ich ja nicht raus", sagt sie, und da lässt sich auch ein leicht trauriger Unterton nicht verdecken. An Gesprächen fehle es ihr außerdem. Aber schon leuchten ihre Augen wieder, wenn sie von ihren Unternehmungen mit Sabine Falke erzählt: "Wir fahren ins AEZ zum Kaffeetrinken und gehen shoppen", sagt sie keck und mit gewissem Humor. "Wir lachen viel", bestätigt Sabine Falke, die den Kleidungsstil ihres Schützlings - "ein bisschen dezent, ein bisschen elegant" - kennt und Liselotte Meier das Aussehen beschreibt. "Dann muss ich mir ein Bild machen. Ich weiß aber auch, was ich will", sagt diese. Seit 1995 lebt sie in Hamburgs ältester Stiftung. "Ich hatte niemanden mehr. Mein Mann war verstorben, Kinder habe ich keine."

Ins Schwärmen kommt sie, wenn sie sich daran erinnert, dass sie anfangs gleich gesinnte Mitbewohnerinnen fand. Ihre Sehbehinderung habe ihr da noch nichts ausgemacht. "Vormittags haben wir uns abgesprochen, wo wir nachmittags hingehen. Auf jeder Etage hatte ich jemanden. Aber die Möglichkeit wurde immer geringer. Die meisten Menschen kommen erst hierher, wenn sie selbst nicht mehr können.

Ein ähnliches Schicksal wie Liselotte Meier tragen im Hospital zum Heiligen Geist mit mehr als 1000 Bewohnern noch viele andere. Nicht selten ziehen sie sich aus dem Leben zurück und benötigen dringend Beistand.

"Nicht dem Leben mehr Stunden geben, sondern den Stunden mehr Leben", ist die Maxime von Annegret v. Freyberg. Vor sechs Jahren hat sie damit begonnen, ehrenamtliche Helferinnen und Helfer als Lebensbegleiter zu gewinnen, die den Bewohnern wöchentlich eine Stunde Zeit schenken.

Inzwischen engagieren sich 35 Damen und Herren aus unterschiedlichen Berufsfeldern. Auch in sehr gemischten Altersgruppen, einige sind Ende 30. Doch es sind immer noch viel zu wenige. Denn die Zeitspender verstehen ihre Aufgabe als Langzeitbetreuung. "Wir wollen bis zum Lebensende begleiten, keiner soll hier allein sein", ist der ehrenamtlichen Palliativ-Koordinatorin Annegret v. Freyberg wichtig. "Uns vereint der Wunsch, alten und schwer kranken Menschen und ihren Angehörigen eine einfühlsame Wegbegleitung zu sein, sodass die Bewohner ihr Leben weitestgehend nach ihren Wünschen gestalten." In welchem Umfang oder Bereich die Ehrenamtlichen tätig sind, bestimmt jeder für sich. Sabine Falke betreut vier Bewohnerinnen und weiß, dass es auf die Regelmäßigkeit der Besuche ankommt. Manchmal ist es einfach nur ein Dasein oder, wenn zugehört oder getröstet wird. Man gibt nicht nur, es kommt auch ganz viel zurück. Eine Stunde in der Woche, so wenig es auch klingen mag, vervielfacht sich zum anhaltend glücklichen Moment.

Werden Sie ehrenamtlicher Lebensbegleiter Um einsame und alte Menschen kompetent begleiten zu können, bietet das Hospital zum Heiligen Geist, Hinsbleek 11 in Hamburg-Poppenbüttel einen Vorbereitungskursus an. Der Informationsabend findet am 20. Februar um 18.30 Uhr dort statt. Der acht Monate laufende Kursus startet am 19. März (80 Unterrichtsstunden, eingeteilt in Einheiten alle 14 Tage am Abend, mit drei Kompakt-Einheiten am Wochenende. Infos über Kosten und Anmeldung: Andrea Schröder, Telefon: 040/60 60 13 01.