Psychotherapeut Dr. Uwe Böschemeyer zeigt Möglichkeiten und Gründe auf für die Freude am Dasein mitten in dieser Welt, mitten in dieser Zeit.

Der bedeutende Religionsphilosoph Eugen Biser sieht in unserer Zeit eine "sich epidemisch ausbreitende Resignation", einen "Geist der Schwere" heraufkommen. Ähnlich, wenngleich von einem anderen Standpunkt aus, beklagt der Neurobiologe Gerald Hüther unsere "begeisterungslos gewordene Gesellschaft".

"Begeisterung in dieser Zeit?", wird mancher skeptisch fragen. Verständlich, wenn man nicht die Augen davor verschließt, dass in dieser Zeit die Angst viele Seelen einschnürt, der Lebensmut vielen verloren geht, sich die Hoffnung immer mehr zurückzieht, dass vielen der Sinn abhandenkommt. Dass existenzielle Frustration, Angst, Depression, Aggressivität, Burn-out und anderes mehr durch die Länder zieht und Seelen und Körper stört, wenn nicht zerstört.

+++Dossier: Was die Seele quält+++

Warum nur brennen immer mehr Menschen aus, statt vor Lust am Leben in Flammen zu stehen? Ich sehe drei Gründe, auf die ich im Vortrag näher eingehen werde:

1. In keiner Zeit haben Menschen so vielfältige Veränderungen erfahren wie in dieser. Sich darauf einzustellen, ist alles andere als leicht.

2. Der andere Grund liegt im Mangel an Bewusstsein der Endlichkeit des Lebens, der dazu verführen kann, dass die Kostbarkeit der gegenwärtigen Stunden übersehen wird.

3. Der dritte Grund, der wohl tiefste, liegt im Mangel an Liebe zum Leben und zu sich selbst.

Wenn ich trotzdem das Wort Begeisterung fürs Leben in den Mund nehme, dann meine ich nicht jene, die aufkommen könnte, wenn wir die Nöte der Welt und der eigenen leugneten. Auch nicht die Begeisterung, wenn wir uns aus der Welt zurückzögen oder uns nur an inneren Bildern berauschten. Ich denke vielmehr an die Möglichkeiten und Gründe für Begeisterung mitten in der Welt und mitten in dieser Zeit. Damit kein Druck entsteht: Es gibt nicht nur die hinreißende, weithin spür- und sichtbare Begeisterung, sondern auch deren stillere Ausgabe. Sie ist keineswegs weniger beglückend, und vermutlich ist sie weit häufiger anzutreffen als deren lautere Schwester.

Was ist denn "Begeisterung"? Die Mitte des Begriffs ist bekanntlich "Geist". Und Geist ist die wichtigste, die entscheidende Dimension des Menschen. Geist ist alles andere als nur ein interessantes Denkobjekt der Philosophen, sondern die Gestaltungskraft des Menschen. Diese Dimension den Menschen unserer Zeit wieder bewusst zu machen, gehört meiner Überzeugung nach zu den vordringlichen Aufgaben. Denn das würde zweifellos zu einer vitalen Belebung der in jedem Menschen angelegten Begeisterungsfähigkeit führen. Und nicht nur das: Auch für die Gesunderhaltung des Körpers spielen Geist und Begeisterung fürs Leben eine erhebliche Rolle, besonders dann, wenn sich der Geist mit solchen Werten verbindet, die die Grundlage für ein gelingendes Leben sind: vor allem Liebe, Freiheit, Mut, Glaube und Vertrauen.

Im Vortrag werden so konkret wie möglich Wege gezeigt, die zu einem vollen Leben führen könnten. Und was wäre das - ein volles Leben? Alles, was ist, was war und was kommt, anzunehmen - in allem nicht nur irgendein, sondern mein Leben zu sehen - in allem, was mir begegnet, Möglichkeiten zu suchen, die mich berühren und beglücken könnten, in allem Sinn zu finden. Das wäre ein volles Leben: nicht ständig woanders als hier und jetzt nach Glück zu fahnden, an diesem Tag, in dieser Stunde sich lebendig zu fühlen und vor nichts mehr auszuweichen.

Begeisterung fürs Leben: Vortrag von Dr. Uwe Böschemeyer am 8. Februar um 19 Uhr im Gemeindehaus von St. Michaelis, Krayenkamp 4. Karten ab Montag unter T.: 041 31 / 40 38 44, Abendkasse ab 18 Uhr. Eintritt 10 Euro.

Dr. Uwe Böschemeyer, Psychotherapeut, Leiter des Hamburger Instituts für Logotherapie, Rektor der Europäischen Akademie für Wertorientierte Persönlichkeitsbildung Salzburg