Renate Schneider zur Schulreform

Es ist unglaublich, was sich in dieser Stadt seit Wochen abspielt, angeblich zum Wohl unserer Kinder. Wenn es noch eines Beweises bedurfte, dass die eine Primarschule befürwortende, das Elternwahlrecht beschneidende und von den Parteien gewollte Schulreform meiner Ansicht nach ideologisch gefärbt ist, dann wurde er am Donnerstag geliefert, als Kinder bei einer von Reformbefürwortern angeordneten Demonstration politisch missbraucht wurden. Soll mir doch keiner erzählen, die demonstrierenden Schüler seien aus Überzeugung auf die Straße gegangen, sie hatten vielmehr ihren Spaß, vor allem weil Unterrichtsstunden ausfielen. Unterricht, der so bitter notwendig ist wie eine erneute Schulreform unnötig. Was wurde da nicht alles schon an unserem bewährten dreigliedrigen Schulsystem herumgedoktert! Statt sich am Wohl der Kinder zu orientieren, statt kleine Klassen zu schaffen, mehr hoch motivierte Lehrer einzustellen, die Lehrpläne zu entrümpeln, standen und stehen immer wieder ideologische Gründe in den Absichten der Reformer, von denen so mancher die eigenen Kinder auf Privatschulen schickt. Da heißt es, wir hätten jahrelang über unsere Verhältnisse gelebt und einen Berg von Schulden angehäuft, da wird ein gewaltiges Sparprogramm angekündigt, doch gleichzeitig eine viele Hundert Millionen fordernde Schulreform eingeläutet, deren wissenschaftlicher Wert umstritten ist. Dass gleichzeitig bei Kitas und Vorschulen gespart wird, schert die Reformbefürworter offensichtlich nicht. Sie reden von Gleichbehandlung, doch "nichts ist ungerechter als die gleiche Behandlung Ungleicher", sagt der amerikanische Psychologe Paul F. Brandwein. Es grüßt Sie herzlich

Ihre

Renate Schneider