Plötzlich bekam die 25-Jährige einen Abschiedsbrief. Ihre Mutter sucht nach Antworten: Wie kann ich ihr helfen?

"Warum?" Immer wieder: "Warum, ich versteh das einfach nicht." Unter Tränen zeigte mir meine Tochter den Abschiedsbrief. Es war keine E-Mail, sondern wirklich ein echter Brief. "Es fällt mir schwer, diese Zeilen zu schreiben, aber ich werde nicht mit dir in den Urlaub fahren und auch sonst: Ich bin der Meinung, eine Trennung ist das Beste für uns beide. Wir hatten eine schöne Zeit, aber ich brauche meine Freiheit. Adieu, Malte."

Trauer, Wut und Verzweiflung standen Sophie ins Gesicht geschrieben und die Frage: "Wieso, es war doch alles so schön? Wir hatten Pläne für eine gemeinsame Zukunft. Warum?" Wie kann ich ihr helfen? Birgit S.

Antwort: Nehmen Sie Ihre Tochter ganz fest in den Arm. Solch ein Abschied tut sehr weh, schmerzt unsäglich. Eine befriedigende Antwort gibt es nicht. Und eigentlich will Ihre Tochter jetzt keine Erklärung, auch keinen Trost, sondern ihre Liebe zurück. Da helfen auch Sätze wie "Um einen, der freiwillig geht, muss man nicht weinen" wenig. Denn für denjenigen, den die Trennung überraschend trifft, der sein ganzes Leben, nicht nur seinen Urlaub neu ordnen muss, ist es schwer, die Sache logisch zu betrachten, überhaupt einen klaren Gedanken zu fassen.

"Gerade wenn die Trennung unvorbereitet kommt, reißt es einem buchstäblich den Boden unter den Füßen weg", weiß Liebeskummer-Coach Silvia Fauck aus eigener Erfahrung. Vor zehn Jahren beendete ihr Lebensgefährte die Beziehung lapidar in einem Fax. "Wenn ich meine Geschichte erzähle, erkennen meine Klienten: Ja, die versteht, wie das ist", sagt Fauck. Und so glauben sie ihr auch, wenn sie ihnen verspricht, dass es ein Licht am Ende des Tunnels gibt. Nur über Nacht heilt kein Herz. Wie lange es dauert, ist selbst für Experten wie Silvia Fauck schwer zu sagen. Bei vielen reicht es, wenn jemand, Eltern oder Freunde, viel Verständnis zeigt und große Geduld aufbringt. Wenn Sie, liebe Frau S., jedoch spüren, dass Ihre Tochter mehr Hilfe braucht, überzeugen Sie sie davon, professionelle Hilfe zu suchen. Manchmal reichen schon wenige Sitzungen", meint die 56-Jährige, die 2003 die erste Liebeskummer-Praxis Deutschlands in Hamburg eröffnete, weil sie feststellte: "Die Ursache vieler Probleme ist ein gebrochenes Herz, aber leider wird Liebeskummer oft belächelt." Doch es sei so wichtig, darüber zu reden, immer wieder. "Der Kummer, der nicht spricht, nagt am Herzen, bis es bricht", wusste schon Shakespeare.

Mittlerweile ist es medizinisch belegt: Liebeskummer kann das Herz angreifen. Zumindest kann es krank machen. Fachleute sprechen von einer Schock-Depression. Panikattacken, Ängste, Gewichtszunahme, Kopf- oder Magenschmerzen, Konzentrationsschwäche, Schlafstörungen oder Depressionen sind mögliche Folgen, bis hin zum Selbstmord.

Für den Hamburger Paartherapeuten Michael Thiel gilt: Derjenige, der Gefühle nicht an sich heranlässt, leidet weniger als Menschen, die Nähe, Verlässlichkeit und Geborgenheit brauchen. Manchmal reicht es schon, das Beziehungsmuster zu klären. "Es hilft einigen Klienten, wenn sie einsehen, ich habe mir den Falschen ausgesucht." Als Extremfall bezeichnet der Psychologe jemanden, der nicht loslassen kann. "Oft sind Frauen betroffen, die alles für den Mann tun und als Gegenbeweis erwarten, dass er sie nie verlässt." Hier verordnet der Therapeut nach einer Trennung striktes Beziehungsverbot. "Wer glaubt, ohne den anderen nicht leben zu können, lernt bei mir, auf eigenen Beinen zu stehen", erklärt Thiel. Sein Ziel ist es, neue Lebensziele mit dem Klienten zu entwickeln. "Sobald er merkt, er kommt alleine klar, wird er mit einer Trennung besser fertig als jemand, der sich an die Vergangenheit klammert."