Kathrin S., Mutter einer 14-Jährigen, ist in Angst und Sorge vor einer möglichen Schwangerschaft ihrer verliebten Tochter. Sie bittet um Rat.

Meine Tochter wird 15 Jahre alt. Wir haben eigentlich ein gutes Verhältnis, aber über einige Dinge redet sie einfach nicht mit mir. Sie hat ihren ersten Freund, die beiden gehen sehr zärtlich miteinander um. Was ist, wenn sie plötzlich schwanger nach Hause kommt? Vielleicht wäre es besser, wenn sie einfach mit der Pille anfängt? Oder können ihr, wenn man es ganzheitlich sieht, die Hormone auch schaden?

Kathrin S. (43)

Die Antwort gibt Ärztin Simone Hoffmann:

Heute bieten viele Frauenärztinnen eine "Mädchensprechstunde" an. Dabei geht es meistens auch um das Thema Verhütung. Oft sind es eher die Mütter, die ihre Töchter - und sich selbst - absichern wollen, denn viele Mädchen sind mit 14 Jahren noch weit entfernt vom ersten Mal. Vor allem junge Frauen mit einer guten Selbstwahrnehmung für die eigenen Bedürfnisse lassen sich mit ihren sexuellen Erfahrungen Zeit. Das Durchschnittsalter für das "erste Mal" liegt bei 16 Jahren.

Spätestens während der Pubertät sind die Eltern nicht mehr unbedingt die ersten Ansprechpartner für die Jugendlichen. Die jungen Menschen haben oft brennende Fragen, die mit den erwachenden sexuellen Gefühlen entstehen. Dann ist es gut, wenn zu den oft verzerrten Darstellungen in den Medien auch Informationen "von Mensch zu Mensch" hinzukommen. Denn im Gespräch lässt sich vieles besser klären.

Nicht selten wird in einem solchen Gespräch klar, dass Verhütung für das Mädchen noch kein Thema ist. Dann genügt es, dass das Mädchen mit dem Wissen nach Hause geht, dass es eine Ansprechpartnerin für Fragen zum Thema Sexualität hat. Es weiß dann Bescheid, dass es sich jederzeit auch alleine Rat holen kann, wenn es z. B. um Verhütung geht. Und es weiß, dass es die "Pille danach" gibt - ein gut verträgliches Präparat, das man nach einer Verhütungspanne möglichst schnell einnehmen sollte, um eine Schwangerschaft zu verhindern.

Wird im Gespräch deutlich, dass das Mädchen ein gutes Verhütungsmittel braucht, muss die individuelle Situation genau beleuchtet werden. Pauschal die Pille zu verschreiben, wird der einzelnen Frau nicht immer gerecht, die Pille ist kein Rundum-sorglos-Paket. Zwar ist die Pille besonders preisgünstig - bis zum Alter von 18 zahlt die Krankenkasse den vollen Preis, bis zum 20. Lebensjahr alles außer der Rezeptgebühr. Die Pille ist für viele Frauen ein gut geeignetes Verhütungsmittel, denn sie hat bei richtiger Einnahme eine sehr gute Verhütungssicherheit, und es gibt viele verschiedene Präparate mit unterschiedlichen Wirkungen und Dosierungen. Auch kann die Pille positive Nebenwirkungen z. B. auf die Haut haben. Allerdings vertragen nicht alle Frauen die Hormone und nicht jede möchte täglich ein Medikament schlucken. Denn die Pille kann die ganze Frau, ihren Körper ebenso wie ihr Gefühlsleben, verändern. Und Kondome sind sowieso Pflicht, denn die Pille kann natürlich eine Infektion mit sexuell übertragbaren Krankheiten nicht verhindern.

Aus der Sicht der ganzheitlichen Medizin ist auch eine ganzheitliche Sicht auf die Verhütung wichtig. Dann können die einzelnen Verhütungsmethoden mit ihren Vorteilen und Nachteilen genau und gleichberechtigt in den Blick genommen werden. Das geschieht am besten im Gespräch mit beiden Partnern. Dies ist auch deswegen notwendig, weil jede einzelne Verhütungsmethode eine verantwortungsvolle und konsequente Anwendung erfordert. Die Anwendung aber ist je nach Methode sehr unterschiedlich - auch das hat Auswirkungen auf die Sexualität und die Partnerschaft.

Um eine Entscheidung zu fällen, braucht es also viele Informationen. Und das Wissen, dass es immer mehr als eine Alternative gibt.