Peter, meine Prinzessin braucht Ohrringe", ruft Parniya (6) ungeduldig. Peter Räcker, ehrenamtlicher Leiter des Hamburger Puppentheaters, schneidet ein Stück Draht von der Rolle, formt daraus einen winzigen Ring und steckt ihn der handgefertigten Puppe ins Schaumstoff-Ohr. Die Erstklässlerin strahlt. Seit drei Stunden basteln sie und ihre Klassenkameraden der Grundschule Beim Pachthof Figuren in der Puppenwerkstatt im Haus Flachsland in Barmbek.

Eine Ente mit knallroten Haaren, ein frecher Bengel mit grünem Puschelkopf, Königstöchter oder liebliche Feen "schnattern" bald fröhlich um die Wette. Anthony und Lukas spielen mit ihren neuen "Freunden". "Hallo, wer bist du denn?", fragt die Puppe mit dem verschmitzten Jungengesicht den Punk im bunten Kleid. "Das macht unheimlich Spaß", sagt Sabrina, während sie liebevoll die Schleife auf dem Schopf ihrer Puppe zurechtzupft. "So etwas erleben wir ständig", sagt Räckers Kollegin Anja Kilian. "Selbst Jugendliche, die sonst vor dem Computer oder Fernseher sitzen, sind begeistert."

Peter Räcker ist das schon gewohnt. "Zuerst sind die Kinder und manche Lehrer skeptisch, aber wenn sie die Resultate sehen, gehen alle glücklich nach Hause", sagt der 69-Jährige, der seit 20 Jahren Puppen baut. Seine erste Marionette war eine "Hausaufgabe meiner damals zwölfjährigen Tochter", erinnert sich Peter Räcker. Schon sein Großvater hatte ihn als Kind zum Malen, Bauen und Spielen mit Theaterfiguren angeleitet. Nach vielen Versuchen mit Materialien ist der ehemalige Diplom-Ingenieur, der sich auch zum Zeichner und Maler ausbilden ließ, nun ein echter Profi.

Gemeinsam mit dem NDR-Autor Wolfgang Buresch, dem "Vater" von "Hase Cäsar", entwickelte er Puppenbau-Seminare und Spiel-Workshops für Lehrer, Erzieher und Privatpersonen. Dahinter steckt die Erfahrung, dass die Puppe oft hilft, wo andere Methoden versagen. "Ich habe erlebt, dass Stotterer auf einmal flüssig sprechen oder Schüchterne mutig werden", erzählt der Rentner. Gerade das Rollenspiel biete vielfältige Möglichkeiten für Kinder, Jugendliche und auch Erwachsene.

Während Peter Räcker sich um das Handwerkliche kümmert, überlässt er das Puppenspiel lieber Heike Klockmeier (47) und Jürgen Maaßen (55) vom Ambrella-Figurentheater, die mit dem Klassiker "Der kleine Muck" Kinderaugen zum Strahlen bringen. "Peter sorgt für alles, ohne ihn können wir uns das Puppentheater nicht vorstellen", so Maaßen über den Leiter des Hamburger Puppentheaters, das Gastspiele und eine Werkstatt im Haus Flachsland (Bramfelder Str. 9) organisiert sowie Seminare und Workshops für Klein und Groß anbietet. Für seine Verdienste wurde Peter Räcker kürzlich vom Verband deutscher Puppentheater mit der Skulptur der "Spielenden Hand" ausgezeichnet.

Infos zu Veranstaltungen und Kartenbestellungen unter: 040/23 93 45 44 und www.hamburgerpuppentheater.de