Elisabeth B. war sehr einsam, als sie in das Seniorenheim zog. Doch die regelmäßigen Besuche der Zeitspenderin Annegret von Freyberg hellten auch ihre dunklen Tage auf.

Langsam schiebt Elisabeth B. ihren Rollator über die Flure des Hospitals zum Heiligen Geist. Erst seit wenigen Wochen wohnt die 86-Jährige in dem Seniorenheim in Poppenbüttel. Nach einem Schlaganfall musste sie schweren Herzens ihre geliebte Zwei-Zimmer-Wohnung aufgeben, in der sie sich viele Jahre sehr wohl gefühlt hatte. Sie zog in das nahe gelegene Seniorenheim.

Hier bewohnt sie ein schönes Appartement, die Mahlzeiten nimmt sie in dem kleinen Speisesaal ein, aber lange auf den Beinen halten kann sie sich nicht. So werden ihr die Stunden zwischen den Mahlzeiten unendlich lang, in denen sie allein in ihrem Zimmer weilt und sich nichts mehr wünscht als ein wenig Kontakt zu anderen Menschen.

Auf einem ihrer Flurspaziergänge trifft sie Annegret von Freyberg, die sie freundlich anlächelt und anspricht. Annegret von Freyberg arbeitet ehrenamtlich als Zeitspenderin in dem Seniorenheim. Sie besucht regelmäßig Bewohner, die sonst niemanden haben, der sich um sie kümmert, denn sie weiß: Vielen ergeht es ähnlich wie Elisabeth B. "Alte Menschen warten ganz sehnsüchtig darauf, dass sich jemand zu ihnen gesellt, der ihnen etwas Zeit schenkt", sagt die gelernte Kinderkrankenschwester. "Sie freuen sich zu hören, was 'da draußen' los ist, interessieren sich für alles. Bettlägerige Bewohnerinnen wie etwa die 95-jährige Gisela K. zeigen sich glücklich, wenn einfach nur jemand da ist, die Hand hält, etwas vorliest. "Nähe signalisieren, Zeit haben für den anderen ist in diesen Situationen ein besonders wertvolles Geschenk", sagt Annegret von Freyberg.

Dabei muss es nicht immer traurig und trostlos zugehen, "viele Begegnungen haben auch etwas Fröhliches und Bereicherndes für beide Seiten", weiß die Zeitspenderin aus ihrer langjährigen Erfahrung. "Das ist das Schöne am Ehrenamt, es wird einem sehr viel Dankbarkeit entgegengebracht, und derjenige, der seine Freizeit für den guten Zweck verschenkt, bekommt das Gefühl, er sei der Beschenkte", so Annegret von Freyberg, die mittlerweile neben dem Besuchsdienst auch erfolgreich einen ehrenamtlichen Hospizdienst mit engagierten Helfern aufgebaut hat.

Das Gefühl zu helfen macht das Ehrenamt für viele Menschen attraktiv. In einer Gesellschaft, in der die Menschen erfreulicherweise immer älter werden, aber Angehörige weit verstreut leben, werden viele Freiwillige benötigt. Auch der Einsatz für Familien, die durch Krankheit oder Armut belastet sind, oder das Engagement für benachteiligte Kinder und Jugendliche sind stark gefragt.

Durch die regelmäßigen Besuche der Zeitspenderin lebte Elisabeth B. wieder auf. Inzwischen ist eine tiefe Freundschaft zwischen den beiden Frauen entstanden - etwas, das beiden guttut.