Renate Schneider Gedanken zum Totensonntag, auch Ewigkeitssonntag genannt.

Auf meinem Weg morgens in die Redaktion wähle ich gern die Fahrt über den Ohlsdorfer Friedhof. Von der Hektik der Saseler Chaussee kommend, empfinde ich die Ruhe, die "Entschleunigung", mit 30 Stundenkilometern unter den herrlich alten Bäumen, vorbei an üppigen Rhododendronbüschen, durch Hamburgs größte Grünanlage zu fahren, als wohltuend und - nachdenklich stimmend. Welches Leben die hier Liegenden auch immer geführt haben mögen, ihre Zeit ist abgelaufen, endgültig. Wie viel Zeit jedem von uns anvertraut ist, weiß keiner. Arthur Schopenhauer sagte: "Wir sollen stets eingedenk sein, dass der heutige Tag nur einmal kommt und nimmer wieder."

An diesem Wochenende begehen wir den Totensonntag, auch Ewigkeitssonntag genannt. Preußenkönig Friedrich Wilhelm III. hat ihn als "Feiertag zum Gedächtnis der Entschlafenen" angeordnet. Für viele ist er ein Sonntag wie jeder andere, für viele aber auch ein Tag der Trauer über endgültig Verlorenes. Frühere Gesellschaften akzeptierten den Tod in ihrer Mitte als etwas Gegenwärtiges: Trauer wurde geteilt. So wurden die Menschen ständig daran erinnert, dass das Leben nicht endlos ist und Tod und Trauer ganz selbstverständlich zum Leben gehören. Und heute? In unserer Gesellschaft werden Tod und Trauer verdrängt. Trauer aber muss durchlebt, durchlitten und zugelassen werden. Das ist ein schmerzhafter Prozess, und doch der einzige Weg, wieder an Leib und Seele zu gesunden.

Es grüßt Sie herzlich

Ihre

Renate Schneider

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