Trauer braucht Zeit, braucht Raum, braucht einen Ort.

Ungeweinte Tränen, nicht gelebte Gefühle, das kann krankmachen, uns die Lebensfreude nehmen, denn die Trauer erfasst den ganzen Menschen." Das hat unsere Leserin Susanne Schniering selbst schmerzlich durchlebt - nach einer Fehlgeburt und der Totgeburt ihrer Tochter im Frühjahr 1997. "Das fehlende Abschiedsritual einer Beerdigung - im Schock der Ereignisse zunächst nicht als nötig empfunden - und der vermisste Ort, an dem ich meine Trauer trage, waren mein Motor zur Errichtung eines Gedenkplatzes für nicht beerdigte Kinder."

Susanne Schniering hat sich nach ihrer langjährigen Praxis als Pädagogin zur Lebens- und Trauerbegleiterin ausbilden lassen. "Ich widme meine Arbeit ganz dem frühen Verlust von Kindern." In der geschützten Atmosphäre des Ohlsdorfer Friedhofs hat sie vor zehn Jahren einen Ort geschaffen, "an dem sich Menschen einer Kinderseele nahefühlen können - Frauen und Männer, die Mutter und Vater geworden sind - ohne sichtbares Zeugnis des Lebens (durch Fehl- oder Totgeburt), die Abschied nehmen mussten ohne Begrüßung, denen ein greifbares Zeichen - zum Beispiel auf einem Friedhof - fehlt".

Die Schweizer Bildhauerin Beatrice Charen hat für den lichtdurchfluteten kleinen Gedenkplatz eine wunderschöne Skulptur aus weißem Marmor geschaffen, die auf einem Sockel inmitten des Platzes steht. Aus Anlass des zehnjährigen Bestehens des Platzes, lädt Susanne Schniering am 26. September um 14 Uhr dorthin zu einer Feier ein "für alle Eltern, die ihr Kind noch vor dem Ende der Schwangerschaft verloren haben und denen ein Platz zum Trauern fehlt". Einige Tage vorher, am 18. September um 19 Uhr, eröffnet sie eine Ausstellung in den Räumen des Leuchtfeuer Lotsenhauses (Museumsstraße 31, Nähe Bhf. Altona). Die von ihr ausgestellten Bilder und Texte "sollen dazu anregen, miteinander ins Gespräch zu kommen. Trost, Zuversicht und Versöhnung können möglich sein. Mit allen Sinnen den Verlust begreifen, damit sich die Trauer in neue Lebendigkeit umwandelt."

Susanne Schniering, Tel. 040/220 98 48, E-Mail: Susanne.Schniering@gmx.de