Janine suchte eine sinnvolle Tätigkeit, Viktoria wollte mit Menschen arbeiten. Beide entschieden sich für einen Beruf mit Zukunft: die Pflege.

Für Janine Praefcke ist es der Traumberuf. Die 19-Jährige beginnt eine Ausbildung zur Altenpflegerin. Von den weit verbreiteten negativen Vorstellungen über die Altenpflege, die von immensem Zeitdruck und schlechten Verdienstmöglichkeiten ausgehen, ließ sich die junge Fachabiturientin nicht abschrecken. "Manche reagierten auf meinen Berufswunsch mit der Frage: 'Willst du dir das wirklich antun?' Ich finde die Arbeit aber sehr sinnvoll, sie ist bestimmt anstrengend, aber auch mit viel Freude verbunden", ist die Hamburgerin überzeugt.

Auch für Viktoria Moritz aus Thießen in Sachsen-Anhalt überwiegen die positiven Seiten der Altenpflege. Die 19-Jährige hatte nach ihrem Realschulabschluss ein freiwilliges soziales Jahr in einem Seniorenheim geleistet und festgestellt: "Man bekommt von den Menschen, die man pflegt, so viel zurück an Dankbarkeit und Herzlichkeit." Nach langwieriger Suche einer Lehrstelle beginnt sie nun, ebenso wie Janine, ihre Ausbildung zur Altenpflegerin in einem Pflegeheim der diakonischen Stiftung Anscharhöhe in Hamburg-Eppendorf.

Beide gehören zu den bundesweit 7600 Schulabgängern, die sich für eine Ausbildung in einer diakonischen Pflegeeinrichtung entschieden haben. Und damit für einen äußerst "krisensicheren Beruf", sagt Carsten Mai, Schulleiter der Evangelischen Berufsschule für Altenpflege im Rauhen Haus.

Denn die Zahl der älter werdenden Menschen nimmt stetig zu und viele von ihnen werden eine Pflege benötigen. Das bedeutet für die Zukunft einen enormen Bedarf an professionellen Fachkräften. "Das Berufsfeld wird sich angesichts des steigenden Pflegebedarfs weiter entwickeln", so Carsten Mai. Schon heute gibt es fachliche Weiterbildungsmöglichkeiten und Studiengänge.

Professionelle Pflege ist mehr als beim Waschen, Anziehen, Essen helfen und die Medikamente zu reichen. Sie bedeutet heute auch individuelle Betreuung und menschliche Zuwendung. "Wir begleiten die Menschen auf diesem Lebensabschnitt und nehmen sie als Experten ihres eigenen Lebens ernst", erklärt Carsten Mai. Vielen jungen Leuten ist der menschliche Aspekt sehr wichtig. Mancher Berufsanfänger macht beim Pflegeeinsatz zum ersten Mal die intensive Erfahrung: "Hier wartet jemand auf mich, hier werde ich gebraucht", weiß Schulleiter Carsten Mai.

Doch die aktuellen Diskussionen um Pflegenotstände und -missstände und die geringen Verdienstmöglichkeiten zeigen, dass es Handlungsbedarf gibt, damit sich in Zukunft mehr Menschen für Pflegeberufe entscheiden. Aus diesem Anlass startet das Diakonische Werk der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) die Kampagne "Weil wir es wert sind". Als einer der großen Arbeitgeber für soziale Berufe setzt sie sich für eine bessere Bezahlung und weitere Ausbildungsmöglichkeiten ein, die Pflege soll in der Gesellschaft mehr Wertschätzung und Anerkennung finden. Der Appell richtet sich an Politiker, die die entsprechenden gesetzlichen Rahmenbedingungen schaffen sollen. Als Unterschriftenaktion kann jeder die Forderungen der Diakonie unterstützen (mehr Infos unter: www.weil-wir-es-wert-sind.de ).

Ein Beispiel für einen neu entstandenen Beruf ist der des Gesundheits- und Pflegeassistenten. In der zweijährigen Ausbildung sind Elemente aus Kranken- und Altenpflege zusammengefasst. Für Karoline Schulz, Auszubildende im zweiten Lehrjahr im Pflegeheim Nedderfeld der Stiftung Anscharhöhe, ist es der geeignete Einstieg in die Pflege. "Nach einer Lehre in der Gastronomie habe ich bei einem Praktikum entdeckt, dass mir die Arbeit mit Senioren mehr Spaß macht", so die 22-jährige Hauptschulabsolventin aus Güstrow. Für die zierliche Frau ist es kein Problem, älteren Menschen bei Körperpflege und beim Essen zu helfen. "Das gehört einfach dazu", sagt sie. Sie hat aber auch Zeit, sich mit den Bewohnern zu unterhalten, etwas aus ihrem Leben zu erfahren, Vertrauen aufzubauen. "Manche blühen richtig auf und das ist eine besondere Freude."