Seine ersten Monate verbrachte Lenz als Frühchen auf der Intensivstation. Nach seiner Entlassung fand die Familie Hilfe beim Verein Die Nestbauer.

Anke H. und Markus J. freuten sich auf ihr erstes Baby. Anke H. (38) hatte mehrere Fehlgeburten erlitten, mit dem Voranschreiten der neuen Schwangerschaft wuchs die Hoffnung auf eine normale Geburt. Doch dann setzten vorzeitig Wehen ein. Die Friseurin musste ins Krankenhaus, ihr Sohn Lenz Leon kam in der 25. Schwangerschaftswoche per Notkaiserschnitt zur Welt. Etwa drei Monate zu früh, mit einem Gewicht von 732 Gramm und einer Größe von 34 Zentimetern. Normal sind 3000 Gramm und 50 Zentimeter. Der Winzling wurde sofort in einem Brutkasten versorgt. Die Organe von Frühgeborenen sind noch nicht ausgereift, die Gefahr von Komplikationen sehr hoch.

"Wir waren erst mal überglücklich, dass er da war, aber auch sehr besorgt", erinnert sich Anke H. Am nächsten Tag erlitt Lenz Leon eine Hirnblutung, die zu einem Hydrocephalus, dem sogenannten Wasserkopf, führte. Die Flüssigkeit in den Gehirnkammern kann nicht mehr abfließen. Deshalb musste Lenz regelmäßig punktiert werden, später bekam er einen Shunt - ein Schlauchsystem zur Ableitung der Flüssigkeit. Es war nicht die einzige Operation bei dem Frühchen.

Die ersten viereinhalb Monate seines Lebens verbrachte er auf der Kinderintensivstation der Asklepios-Klinik Nord Heidberg. Die Eltern waren täglich bei ihm, übernachteten im Elternzimmer der Klinik. "Es war ein ständiges Auf und Ab, eine Nervenanspannung, oft ein Moment zwischen Leben und Tod für Lenz", sagt der Vater Markus J. Dann hatte ihr Sohn endlich ein Gewicht von 3400 Gramm erreicht, Herz und Atmung waren stabil, er konnte entlassen werden. Doch wie würde es zu Hause weitergehen, ohne die Sicherheit der Klinik im Hintergrund? "Wenn man plötzlich alleine dasteht, löst das viele Ängste aus", sagt Anke H.

In solch einer Situation hilft der Verein Die Nestbauer. "Weil die Frühgeborenen noch sehr anfällig sind und oft weitere Förderung brauchen, bieten wir den Eltern unsere Unterstützung zu Hause an", erklärt Silke Prochnau. Sie ist Kinderkrankenschwester in der Asklepios-Klinik Nord Heidberg und gehört zum kleinen Team des Vereins Die Nestbauer. "Auf die Eltern eines Frühgeborenen kommt sehr viel zu. Das Kind braucht meist spezielle Krankengymnastik und Frühförderung, es sind viele Arzttermine zu bewältigen", berichtet Silke Prochnau. Sie kümmert sich um Organisatorisches, von den Arztterminen bis zum Aufstellen eines Monitors zur Überwachung der Atmung. "Wir bauen sozusagen einen Puffer um die Familie herum, die Eltern sollen sich ganz auf das Kind konzentrieren, die Beziehung vertiefen können", sagt Silke Prochnau. Sehr wichtig sei auch die Motivation der Eltern, "denn die psychische Belastung ist extrem hoch", so die Kinderkrankenschwester. Silke Prochnau begleitet die Familien rund vier Monate, sie besucht sie anfangs zweimal die Woche, dann allmählich weniger.

"Für mich war die Betreuung eine sehr große Hilfe", sagt Anke H. Es gab ernste Situationen, in denen sie sich sofort an Schwester Silke wenden konnte. Etwa als der kleine Lenz nicht essen wollte. Nach der Beratung mit dem "Nestbauer"-Team wurde ihm eine Magensonde gelegt. Lenz Leon ist mittlerweile zweieinhalb Jahre alt, er hat motorische Einschränkungen und eine Sehschwäche, voraussichtlich wird er ein Pflegefall bleiben. Aber er ist auch ein fröhliches und zufriedenes Kind. Seine Eltern haben viel um ihn zittern müssen, heute sagen sie stolz: "Er ist ein Kämpfer."