Renate Schneider über das Problem des Koma-Saufens bei Jugendlichen.

Lukas war gerade 16, als er sich zu Tode trank. Der Gastwirt, der sich im Februar 2007 mit dem Gymnasiasten ein tödliches Wetttrinken geliefert hat, ist in diesen Tagen verurteilt worden zu drei Jahren und fünf Monaten Gefängnis ohne Bewährung. Er hatte Lukas mehr als 45 Gläser Tequila serviert, selbst aber überwiegend Wasser statt Schnaps getrunken. Welch ein brutales, verantwortungsloses Verhalten, das doch ausschließlich durch Gewinnsucht geprägt war. Der Junge war mit 4,4 Promille Alkohol im Blut ins Koma gefallen und fünf Wochen später im Krankenhaus gestorben.

Ein Aufschrei müsste durch unsere Gesellschaft gehen. Leider ist dieses Wetttrinken kein Einzelfall. Im Gegenteil. Waren es im Jahr 2000 noch 12 035 Jugendliche, die sturzbetrunken im Krankenhaus behandelt werden mussten, so waren es 2004 bereits 17 931 und im vergangenen Jahr über 23 000 junge Menschen, die sich selbst sinnlos gefährdeten, einige von ihnen starben. Das ist eine Tragödie, ein Armutszeugnis für uns alle, für unsere so gleichgültig gewordene Gesellschaft, für Eltern, Erzieher, Lehrer und Politiker und die Kirchen. Es ist uns nicht gelungen, diesen jungen Menschen Werte zu vermitteln, ihnen die Achtung vor ihrem eigenen kostbaren Leben beizubringen, ihnen Orientierung, Aufgaben und Perspektiven zu geben und Vorbild für sie zu sein. Müssen denn noch mehr junge Menschen sinnlos sterben, ehe drastische Strafen verhängt werden und mehr Aufklärungsarbeit betrieben wird, um das Koma-Saufen zu stoppen?

Lukas' Mutter hat seinen Tod bis heute nicht verarbeitet. Ihr dringender Wunsch, so ihre Anwältin, sei, dass die Tat in der Gesellschaft und auch bei den staatlichen Behörden Problembewusstsein wecke. Das ist ein Appell an jeden Einzelnen von uns.

Es grüßt Sie herzlich

Ihre

Renate Schneider

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