Derzeit gibt es in deutschen Gefängnisen 95 Plätze für die gemeinsame Unterbringung von Müttern mit ihren nicht schulpflichtigen Kindern.

Kriminalität in Deutschland ist männlich: 77 Prozent aller Tatverdächtigen und 84 Prozent aller Verurteilten sind Männer. Insgesamt sitzen 3377 Frauen (2007) in deutschen Gefängnissen, das sind 5,2 Prozent aller Strafgefangenen. Überdurchschnittlich oft straffällig werden Frauen in den Bereichen Betrug und Untreue (11 Prozent), Urkundenfälschung (10 Prozent) und Diebstahl (10 Prozent). Beschaffungskriminalität ist ein weiterer Schwerpunkt. Gewaltkriminalität dagegen kommt kaum vor. Im Großteil der Fälle liegt die Verweildauer in der Haft unter zwei Jahren. Im Bundesgebiet gibt es sechs reine Frauenhaftanstalten und 46 Gefängnisse, in denen auch Frauen einsitzen. Probleme ergeben sich nach Meinung von Experten vor allem dadurch, dass viele weibliche Häftlinge selbst Opfer von Gewalt und Missbrauch sind.

Anfang der 70er-Jahre richtete die Direktorin der Frauenvollzugsanstalt Frankfurt-Preungesheim, Helga Einsele, das erste Mutter-Kind-Haus in einem deutschen Gefängnis ein. Derzeit gibt es in Deutschland 95 Plätze für die gemeinsame Unterbringung von Müttern mit ihren nicht schulpflichtigen Kindern. Die Nachfrage ist groß, teilweise gibt es sogar Wartelisten. Grundlage ist derzeit noch Paragraf 80 des Strafvollzugsrechts. Es handelt sich um eine Kann-Regelung, die in den Bundesländern sehr unterschiedlich gehandhabt wird. So betreiben Niedersachsen, Hessen und Nordrhein-Westfalen richtige Mutter-Kind-Heime, während beispielsweise Berlin in bestehenden Gefängnissen eine Mutter-Kind-Abteilung eingerichtet hat. Zuletzt hat Mecklenburg-Vorpommern zwei Mutter-Kind-Plätze in der Jugendanstalt Neustrelitz geschaffen. "Es wäre begrüßenswert, wenn es mehr Plätze gäbe", sagt Gabriele Grote-Kux, Vorsitzende der Bundesarbeitsgemeinschaft Frauenvollzug. Allerdings müssten kindgerechte Ausstattung und Fachpersonal vorhanden sein. "Das ist die Voraussetzung, dass eine funktionierende Mutter-Kind-Beziehung reifen kann und positive Auswirkungen auf die Resozialisierung hat."