Liebeskummer bekämpfen: Ihre Eltern erleben hilflos den Schmerz und die Veränderung ihrer 17-jährigen Tochter. Sie suchen Rat.

"In großer Sorge um unsere Anne, unsere 17-jährige Tochter, bitte ich um Ihren Rat", schreibt unsere Leserin Barbara S. verzweifelt. "Ihre erste große Liebe ist zerbrochen. Ihr Freund hat die Beziehung beendet. Er wolle frei sein, wenn er jetzt für sein Studium nach Australien ginge. Er ist bereits abgereist. Seitdem erkenne ich unsere Anne kaum wieder, sie nimmt keinen Rat an. Ich dringe nicht mehr zu ihr durch, sie lehnt uns als Familie ab. Wir scheinen alles falsch zu machen. Wie können wir ihr helfen?"

Antwort: Ihre Tochter braucht Sie jetzt ganz besonders. Nehmen Sie sich Zeit für sie. Liebesverlust ist der stärkste psychische Schmerz - unabhängig vom Alter. Für Anne bricht gerade die Welt zusammen.

Zeigen Sie Verständnis, egal wie sie sich jetzt Ihnen gegenüber verhält. Fühlen Sie sich nicht gekränkt oder gar beleidigt. Lassen Sie sie sprechen, schreien, weinen, zum Beispiel Reiki machen, wie es eine ähnlich betroffene Mutter erfolgreich ihrer 18-jährigen Tochter riet, oder ein Vater, der mit seinem liebeskranken Sohn eine anstrengende Bergtour machte, allein mit ihm.

Seien Sie einfach da. Jede Minute Ablenkung ist jetzt wichtig. Nehmen Sie Anne mit ihrem Gefühlschaos sehr ernst und nehmen Sie sie öfter in den Arm.

Vermeiden Sie Sätze wie "Es wird schon wieder" oder "Andere Mütter haben auch schöne Söhne" oder "Die Zeit heilt die Wunden" oder gar "Stell dich nicht so an". Haben Sie Geduld mit ihr. Erzählen Sie ihr vom eigenen ersten Liebeskummer, das schafft wieder Nähe und Vertrauen.

"Liebeskummer ist schlimm", weiß die Familientherapeutin Angelika Kaddik nur zu gut aus ihrer Praxis. "Besonders, wenn es das erste Mal ist. Das Gefühl, verliebt zu sein, ist so schön, dass man es für immer behalten möchte. Und wenn man dann verlassen wird, ist der Schmerz so groß, dass viele das Gefühl haben, dass dieser Schmerz nie wieder weggehen wird.

Beim Liebeskummer rutscht das Selbstwertgefühl der jungen Menschen in den Keller. Alles, was vorher schön war, existiert nicht mehr. Es wird nach Gründen für die Trennung gesucht, an sich selbst gezweifelt. Man fühlt sich klein und hässlich und nicht mehr liebenswert.

Es ist ja nun einmal so, dass wir unseren Kindern diesen Schmerz nicht abnehmen können. Gegen Liebeskummer gibt es leider auch keine Medizin.

Wir können als Eltern aber da sein und versuchen, uns zu erinnern, wie es uns in unserem Liebeskummer ergangen ist. Dann fällt es vielleicht nicht mehr ganz so schwer, anzuerkennen, dass unsere Kinder tatsächlich unter dieser für sie unerträglichen Gefühlssituation leiden. Dieses Leid ist für denjenigen, der es spürt, wahrhaftig und nicht wegzureden, auch wenn "es" von außen betrachtet doch gar nicht so dramatisch sein kann - zum Beispiel, wenn die Tochter nur für recht kurze Zeit mit jemandem zusammen war.

Bagatellisieren aber bedeutet für die Jugendlichen: Ich nehme dein Leid nicht ernst. Lassen Sie Ihrem Kind die Zeit, die es für seine Trauer um diese Liebe benötigt. Jede Träne, die fließen darf, hilft das Gefühl der Trauer zu verarbeiten. Trauer darf sein. Wut auch! Wut ist wichtig. Jedes Gefühl hat seine Daseinsberechtigung.

Wenn Sie aber das Gefühl haben, dass Ihr Kind sich über Wochen zu sehr verkriecht, gar nichts mehr essen mag, Schlafstörungen hat, in der Schule abbaut, weil es auch körperlich keine Kraft mehr hat, dann sollten Sie unbedingt einen Arzt oder Therapeuten hinzuzuziehen."

Angelika Kaddik, info@angelika-kaddik.de