"Einen Menschen wirklich lieben heißt, mit ihm alt zu werden", sagt der französische Schriftsteller Albert Camus. Wie aber sieht unsere Wirklichkeit aus? Ein Drittel aller Ehen in Deutschland wird mittlerweile geschieden, oft schon nach dem dritten Jahr. Und das, obwohl alle Paare heute aus Liebe heiraten, voller Erwartungen, ein Leben lang zusammenzubleiben. Warum scheitern so viele?

Liebe ist eben viel mehr als nur ein Wort. Sie ist eine schöpferische Kraft, die vergeben und verzeihen kann, sie ist harte Arbeit, voller Gespür für Nähe und Distanz, und sie braucht das einfühlsame, liebevolle Gespräch - ein Leben lang.

Es gibt ein paar Grundeinsichten, die auch die größte Liebe akzeptieren sollte: Alles ist ständig im Fluss. So gerät Zweisamkeit immer wieder zur Herausforderung: sich bewusst machen, dass es eine Lebensform ist, die dem beiderseitigen Wohlbefinden dient und garantiert, dass beider Bedürfnisse gleichermaßen ernst genommen und gemeinsam ausbalanciert werden. Das heißt im Klartext: Kompromissbereitschaft auf beiden Seiten.

Die Todesphase der Liebe beginnt, wenn einer anfängt, am anderen herumzumanipulieren mit dem Endziel: Du musst dich ändern. Wir alle weisen Verhaltensformen auf, die korrekturbedürftig sind. Aber die Motivation dazu muss aus eigener Überzeugung kommen. Denkanstöße im Dialog ja, aber nicht mehr. Denn jeder hat einen Menschen geheiratet, der geprägt ist durch seine Vergangenheit, Erziehung und seine Anlagen. Auch die Sexualität stimmt auf Dauer nur, wenn man einander wirklich will. Man braucht Fantasie und Kreativität, damit die Liebe lebendig bleibt.

Also: Früherkennung birgt die größte Chance zur Heilung. An- und Vorzeichen gibt es immer, man muss sie nur wahrnehmen. Es lohnt sich.Es grüßt Sie herzlich

Ihre

Renate Schneider