Die Telefonseelsorge ist für Menschen in Not jederzeit erreichbar - Ehrenamtliche können sich noch engagieren.

"Vor einem halben Jahr hat meine Frau mich verlassen. Einfach so, nach 20 Jahren Ehe. Na ja, es hat früher schon oft Streit gegeben. Wegen der Schulden, wegen des Alkohols, wegen unseres 18-jährigen Sohnes, der in falsche Kreise geraten ist und die Schule geschmissen hat. Irgendwann habe ich mich immer mehr zurückgezogen. Wir haben kaum noch ein Wort miteinander geredet. Vorgestern kam wieder ein Brief von ihrem Anwalt. Ich fühle mich, als würde mir einer einen Strick um den Hals legen. Nur noch als Versager."

Mit diesen oder ähnlichen Nöten können sich Anrufer anonym an die Telefonseelsorge wenden. Wer die Nummer 0800/111 0 111 oder 0800/111 0 222 wählt, findet hier zuverlässig einen Zuhörer für seine Sorgen. Denn die Nummer gegen Kummer ist kostenlos und rund um die Uhr besetzt. Und der Bedarf an Gesprächen ist hoch.

Allein bei der TelefonSeelsorge Hamburg des Diakonischen Werkes nahmen im vergangenen Jahr rund 80 ehrenamtliche Mitarbeiter etwa 21 000 Anrufe entgegen. "In der Regel rufen die Menschen an, wenn sie sich in einer seelischen Krise befinden, ausgelöst durch Familienkonflikte, Partnerschaftsprobleme oder Streit mit den Eltern", sagt Pastorin Babette Glöckner, Leiterin der TelefonSeelsorge in Hamburg. Auch Einsamkeit sei unterschwellig ein großes Thema. "Das wohl schlimmste Gefühl, das die Menschen umtreibt, ist ihre Ohnmacht. Kein Mensch kann mit Ohnmacht allein fertig werden", sagt die Pastorin.

Wer zum Telefon greift, ist schon einen großen Schritt weiter. Oft erleichtert es die Anrufenden, wenn sie ihre Konflikte einfach einmal aussprechen können. Dass Anrufer wie Seelsorger anonym bleiben, schafft eine besondere Vertrauensbasis.

Die Telefonseelsorge kann keine Psychotherapie leisten, aber sie kann die Anrufer in ihrer jeweiligen Situation einfühlsam begleiten, ihre Lasten für einen Moment mittragen. "Wir urteilen nicht und geben keine Patentrezepte. Unsere Aufgabe besteht darin, gut zuzuhören, sodass der Anrufer seine Gefühle, die er kaum aushält, frei äußern mag und sich angenommen fühlt", erläutert die Pastorin. Für diese Aufgabe werden die ehrenamtlichen Mitarbeiter ein Jahr lang von Fachleuten ausgebildet.

Im Durchschnitt rufen zu 63 Prozent Frauen an. Doch der Anteil der männlichen Anrufer ist in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen. "Auch jugendliche Anrufer und Anruferinnen trauen sich, mal abgesehen von Scherz- und Testanrufen, immer öfter mit ihren wahren Problemen ans Telefon", sagt Babette Glöckner.

Darum freut sich die TelefonSeelsorge Hamburg auch über neue Mitarbeiter zwischen 25 und 60 Jahren, die bereit sind, Menschen in Not einen Teil ihrer Zeit zu schenken und durch ihre eigenen Lebenserfahrungen das Team der ehrenamtlichen Telefonseelsorger zu bereichern. Aus ihrer eigenen Erfahrung und der von Kollegen weiß Babette Glöckner: "Man bekommt schnell zu spüren, wie wichtig dieser Dienst ist und fühlt sich ganz oft selber beschenkt", so die Pastorin.

Wer sich für eine Mitarbeit in der Hamburger TelefonSeelsorge interessiert, sollte sich bald melden, denn für den nächsten Ausbildungsgang können noch Teilnehmer aufgenommen werden. Da die Einrichtung hauptsächlich durch Kirchensteuern finanziert wird, ist sie ebenso dankbar für Spenden, die in die Aus- und Fortbildung der Mitarbeiter gesteckt wird.

Spenden: Stichwort TelefonSeelsorge, Ev. Darlehnsgenossenschaft Kiel, Konto: 21016, BLZ: 210 602 37

Infos zum Ehrenamt unter Tel: 3062 03 58 oder E-Mail: losch@diakonie-hamburg.de