Bereits 3690 Kinder und Jugendliche werden durch den HSH-Nordbank-Lauf Sport in einem Verein finanziert.

"Unsere Fußball-Mannschaft hat einfach Qualität!" Ugur-Can sagt das, und er sagt es derart bestimmt, dass Zweifel unangebracht wären. Ugur-Can ist 13 und der Kapitän der Schülerelf des SV Eidelstedt. Elf stimmt nicht ganz. "Wir sind 18 im Kader", korrigiert er. An diesem Abend haben die 18 am heimischen Furtweg noch ein wichtiges Auswärtsspiel: Pokal beim SV Blankenese. 5:3 siegen sie im Elfmeterschießen, aber Trainer Mohamed "Momo" Elchafei, 22, ist nicht zufrieden.

"Wir hätten schon in der regulären Spielzeit gewinnen müssen." Nächster Gegner: der SV Lurup. "Die putzen wir auch", glaubt Alonso. Er ist zwölf und spielt links in der Abwehr. Was die Mannschaft auszeichnet? "Wir sind sehr laufstark. Das haben wir unserer harten Vorbereitung zu verdanken", sagt Ugur-Can. Dass sie ausdauernd laufen können, wollen die 18 wieder beim HSH Nordbank Run am Sonnabend, dem 19. Juni, in der HafenCity beweisen. Vier Kilometer gilt es dann für einen guten Zweck zu rennen, für die Aktion "und los/Kids in die Clubs" der Hamburger Sportjugend und des gemeinnützigen Abendblatt-Vereins "Kinder helfen Kindern". Mithilfe der Stadt unterstützt die Initiative Eltern, die den monatlichen Vereinsbeitrag für ihre Kinder nicht aufbringen können. "Kids in die Clubs" übernimmt diesen. Jedes Kind in Hamburg, lautet das Credo, soll die Möglichkeit haben, Sport in einem Verein zu treiben. Bereits 3690 Kinder und Jugendliche können so gefördert werden. Der Bedarf ist groß. Seit den Anfängen vor sechs Jahren ist die Zahl der geförderten Kinder und Jugendlichen ständig gestiegen.

Die Fußball-Schüler des SC Eidelstedt laufen auch in eigener Sache. Für drei von ihnen zahlt "Kids in die Klubs" die Mitgliedsgebühren. "Alle drei sind absolute Leistungsträger in unserem Team. Ohne sie hätten wir nicht diesen Erfolg, und ohne diese Aktion hätten die drei vielleicht nie Fußball in einem Verein gespielt", sagt Trainer Elchafei, ein in Deutschland geborener Libanese. Auch in der Meisterschaft haben die Eidelstedter bisher alle Spiele gewonnen. "Wir wollen so schnell wie möglich in die Leistungsklasse aufsteigen, damit wir gegen den HSV und St. Pauli antreten können", sagt Kapitän Ugur-Can. Er will mal Profi werden, die anderen auch.

Maike Wulff ist Jugendleiterin beim SV Eidelstedt. Die alleinerziehende Mutter kennt "Kids in die Klubs" von beiden Seiten. Sohn Tjorven (12) und Tochter Joline (10) können dank dieser Unterstützung in ihrem Verein schwimmen, Unihockey und demnächst Volleyball spielen, bei ihrer Arbeit im Stadtteil erfährt die 43-Jährige aber immer wieder, welche Hemmschwellen es gerade bei Eltern mit Migrationshintergrund gibt, fremde Hilfen anzunehmen. Die Hamburger Sportjugend hat deshalb das Prozedere vereinfacht. Eine Schulbescheinigung reicht, dass die Eltern kein Büchergeld zahlen müssen, um die Vereinsbeiträge zu finanzieren. "Kids in die Klubs", sagt Martin Hildebrandt, der Geschäftsführer des SV Eidelstedt, "ist die größte soziale Initiative in der Stadt."

Wie wichtig sie ist, hört Maike Wulff in vielen Gesprächen mit betroffenen Eltern. Wer kein Geld hat, den schließt diese Gesellschaft oft aus und stempelt sie zu Außenseitern. Kinder empfinden dies als besonders grausam. "Wenigstens auf dem Feld des Sports existiert jetzt eine Möglichkeit, diese Kinder an die Hand zu nehmen, sie von der Straße zu holen und sie zu integrieren", sagt Maike Wulff. Für die Kinder sei das "ein wunderschönes Gefühl", sie fühlten sich aufgehoben und geschätzt. Und sie haben viel Spaß. Wie die Fußballer des SV Eidelstedt.