Hamburger Schulen stimmen mit der Juniorwahl über die Bürgerschaft ab. Das Wahlergebnis beeinflussen sie damit natürlich nicht.

Hamburg. Sie sind noch zu jung, um an der Bürgerschaftswahl teilzunehmen. Trotzdem werden mehr als 5000 Hamburger Schüler in 30 Schulen zum 20. Februar ihre "20 Stimmen für Hamburg" abgeben. Das Wahlergebnis beeinflussen sie damit zwar nicht, aber Hamburgs Politiker werden sich die Ergebnisse der "Juniorwahl" sehr genau ansehen. Die Abstimmung der unter 18-Jährigen gilt als Barometer. Die Politiker können sich ein Bild machen, in welche Richtung die Wähler von morgen tendieren.

Die "Juniorwahl" ist keine echte Wahl, sondern ein 1999 ins Leben gerufenes bundesweites Projekt zur politischen Bildung. Dazu hat die Hamburgische Bürgerschaft weiterführende Schulen in der Hansestadt auch in diesem Jahr vor der anstehenden Wahl am 20. Februar aufgerufen.

Juniorwahl - das ist Üben und Erleben von Demokratie parallel zu Europawahlen, Bundestagswahlen und Landtagswahlen wie die Bürgerschaftswahl in Hamburg. Die Lehrer bereiten die demokratische Abstimmung in den Jahrgängen ab Klasse 7 mit den Schülern fächerübergreifend vor. Vorab haben die Pädagogen ein Vorbereitungsseminar inklusive didaktischem Begleitmaterial für den Verlauf und die Organisation der Juniorwahl erhalten.

Bis zum Wahltermin ist nun die Bürgerschaftswahl Gegenstand im Unterricht der Siebt- bis Zwölftklässler an den teilnehmenden Schulen. Die Schüler analysieren Wahlprogramme der Parteien, laden Wahlkreiskandidaten zu Gesprächen an ihre Schulen ein, besuchen Wahlkampfveranstaltungen. Sie verteilen Wahlbenachrichtigungen in der Schule, legen Wählerverzeichnisse an, bilden einen schulinternen Wahlvorstand und wählen. Der Wahlakt an sich spielt sich dann in der Woche vor der realen Bürgerschaftswahl ab. Dabei setzt das Projekt darauf, dass die Schüler selbst aktiv werden. Die Jugendlichen setzen sich mit Grundbegriffen zum Thema Wählen, mit Wahlplakaten, Slogans, Kandidaten und Programmen auseinander und organisieren ihre Wahl in Eigenarbeit.

Für das Lise-Meitner-Gymnasium ist die Juniorwahl in der kommenden Woche eine Premiere. 150 Kinder und Jugendliche ab Klasse 7 üben sich an dem Osdorfer Gymnasium erstmals im Kreuzemachen. "Sie sind begeistert dabei", sagt Schulleiterin Doris Oldenburg dem Abendblatt.

Zu den aktivsten Juniorwählern Hamburgs zählen seit fünf Jahren die Schüler des Gymnasiums Buckhorn in Volksdorf. "Wir beteiligen uns mit unseren Jahrgangsstufen sieben bis zwölf an jeder Juniorwahl", sagt Lehrer Hubert Rinklake. "Selbstverständlich sind wir auch bei der Bürgerschaftswahl wieder dabei. 750 Schüler machen mit." Zur Vorbereitung auf die Abstimmung haben die Buckhorn-Schüler die Bürgerschaftskandidaten ihres Wahlkreises Alstertal-Walddörfer, Christiane Blömeke (GAL), Andreas Dressel (SPD), Thilo Kleibauer (CDU) und je einen Vertreter der Linken und der FDP, am Dienstag, 15. Februar, für einen Vormittag in ihre Schule im Regestall geladen. Vor den Kindern und Jugendlichen werden die Kandidaten über aktuelle Hamburg-Themen diskutieren.

Die Volksdorfer Gymnasiasten stimmen am Freitag, 18. Februar, über ihre Wunschzusammensetzung der künftigen Hamburgischen Bürgerschaft ab. Um die Wahl so realistisch wie möglich zu gestalten, richten auch die Buckhorn-Schüler Wahlkabinen her und bereiten die Stimmzettel für die geheime Abstimmung vor. Nach der Stimmauszählung überträgt der Wahlvorstand der Schule das Ergebnis online an die Juniorwahlzentrale. Am Wahlsonntag, 20. Februar, sind sämtliche Abstimmungsergebnisse der Juniorwahl in Hamburg ab 18 Uhr unter www.junior wahl.de einsehbar. "Am Montag nach der Wahl analysieren wir die Ergebnisse in den Klassen", sagt Rinklake.

Die Zahl der Hamburger Schüler, die an Juniorwahlen teilnehmen, steigt stetig. 2008 hatten 4673 Schüler in Hamburg ihre Stimmen abgegeben. "Trotz der knappen Vorbereitungszeit, die die Schulen wegen der Neuwahlen hatten, haben wir die Zahl in diesem Jahr getoppt", sagt Marco Wiesner, Sprecher der Bürgerschaft.

Hätten übrigens vor drei Jahren die Schüler entscheiden dürfen, hätte es in Hamburg eine klare Mehrheit für eine rot-grüne Koalition gegeben.