Senat startet Projekt, mit dem potenzielle Schulabbrecher wieder auf den richtigen Weg gebracht werden sollen

Hamburg. 1220 Schüler haben 2010 ihre Schulausbildung ohne Abschluss abgebrochen. Das entspricht einer Quote von 7,7 Prozent. Um diese Zahl zu senken, startet die Behörde für Schule und Berufsbildung heute das Projekt Auszeit.

Die Phase vor dem endgültigen Schulabbruch ist für Eltern, Lehrer und Schüler meist von Konflikten, Mutlosigkeit und Fehlzeiten geprägt. Genau hier will das Projekt ansetzen. "Wir möchten Schülern helfen, die bereits aufgegeben haben", sagt eine Sprecherin der Bildungsbehörde. Konkret soll das durch eine dreimonatige Auszeit erreicht werden, während der die Schüler statt ihrer bisherigen allgemeinbildenden Schule eine praxisorientierte Produktionsschule besuchen. Davon gibt es acht in Hamburg. In diesen Fördereinrichtungen werden Jugendliche ohne Schulabschluss durch praktisches Arbeiten in Kombination mit klassischen Unterrichtsstunden auf eine Berufsausbildung vorbereitet.

Die Auszeit-Schüler sollen in den Produktionsschulen laut Behörde den "Ernst des Lebens" erfahren und sehen, wozu sie die häufig als unnütz angesehenen theoretischen Lehrinhalte später im Beruf gebrauchen können. "Wir möchten ihnen eine Motivation bieten, ihren Abschluss durchzuziehen", sagt die Sprecherin der Schulbehörde.

Um zu entscheiden, wer an dem Projekt teilnehmen darf, gibt es ein geregeltes Verfahren. Dieses können die Schüler selbst, aber auch ihre Lehrer in Gang setzen. Anschließend führen die Bewerber ein Gespräch mit dem Beratungsdienst ihrer Schule oder der zuständigen Rebus-Betreuungsstelle, um konkrete Rahmenbedingen zu besprechen. Die endgültige Entscheidung treffen dann die Schule, der jeweilige Beratungsdienst, die Leiterin aller Produktionsschulen, Dr. Cortina Gentner, und gegebenfalls soziale Dienste wie die Jugendhilfe gemeinsam und für jeden Schüler individuell.

Die Auszeit ist auf drei Monate begrenzt. Es kann aber in Einzelfällen um eine zweite Auszeit verlängert werden. Jede der acht Produktionsschulen kann bis zu fünf Schüler gleichzeitig aufnehmen. In den 18 Monaten, auf die das Projekt vorerst ausgelegt ist, können bis 240 Schüler das Angebot nutzen.

In Osnabrück gibt es ein solches Auszeit-Modell bereits seit fast zehn Jahren. "In 90 Prozent der Fälle haben wir damit Erfolg", sagt Projektkoordinator Thorsten Jansing, 36. Erfolg bedeutet, dass die Schüler entweder wieder in den Regelunterricht integriert werden oder fortan eine berufsbildende Schule besuchen. Besonders der Ortswechsel und die individuellere Betreuung würden vielen potenziellen Abbrechern helfen. "Aber die goldene Regel unserer Arbeit ist, immer an den Schülern dranzubleiben", sagt Jansig. (jeb)