Bislang haben nur fünf Schulen sich für die ganztägige Betreuung zum nächsten Schuljahr beworben. Die Frist läuft noch bis 15. Januar.

Hamburg. Die Resonanz auf die Einführung eines ganztägigen Betreuungsangebots an Schulen ist deutlich geringer als erwartet. Bislang haben sich nur fünf Schulen für den vorgezogenen Start zum nächsten Schuljahr beworben. Das geht aus der Senatsantwort auf eine Kleine schriftliche Anfrage der SPD-Bürgerschaftsabgeordneten Carola Veit hervor. Demnach haben nur die Grundschule Grotefendweg (Blankenese), die Ganztagsschule Bernstorffstraße (St. Pauli), die Schule Potsdamer Straße (Rahlstedt), die Schule Redder (Sasel) und Schule Stockflethweg (Langenhorn) einen Antrag gestellt. Schul- und Sozialbehörde, die die "Ganztägige Bildung und Betreuung an Schulen", kurz GaBi, zum Schuljahr 2013/14 flächendeckend in Hamburg einführen wollen, hatten mit bis zu 80 Anträgen gerechnet. Die Frist läuft bis 15. Januar.

Die Schulbehörde wollte die geringe Zahl der Anmeldungen gestern noch nicht offiziell kommentieren. "Wir wissen, dass noch einige Schulen in der konkreten Planung sind", sagte eine Sprecherin. Voraussetzung für die Bewerbung sind die Voten von Schul- und Lehrerkonferenz sowie des Elternrats. Außerdem muss ein Kita-Träger als Kooperationspartner mit im Boot sein. Insgesamt rechne man mit zehn Bewerbungen, hieß es. Nach den Plänen des Senats sollen mit der sogenannten Hortreform unabhängig vom Kita-Gutscheinsystem künftig 28 000 Kinder bis zur 6. Klasse bis 16 Uhr kostenlos in der Schule betreut werden. Das Konzept sieht eine Kooperation mit einem Kita-Träger sowie die Einbindung von Vereinen vor. Fünf Pilotstandorte sind im Sommer gestartet, darunter auch die Schule Hasenweg (Sasel). Die Schule Burgunderweg (Niendorf) beginnt am 1. Februar. Gegen die Ankündigung, die neue Form der Ganztagsschule schon ab dem nächsten Schuljahr für alle Schulen zu öffnen, kommt massiver Widerstand von Kita-Trägern, Elternverbänden und der Opposition. Sie kritisieren die mangelnde Finanzierung und die fehlende Raumausstattung an den Schulen. Geplant ist ein Personalschlüssel von 23 Kindern pro Erzieher. "Auch wenn die Frist für die Bewerbungen noch nicht abgelaufen ist, macht die geringe Zahl der Anträge deutlich, dass dieser Reformversuch völlig unausgegoren ist", sagte die SPD-Familien-Expertin Veit dem Abendblatt.

Möglicherweise spielt auch die unsichere politische Situation eine Rolle. Für den Fall, dass die SPD nach den Bürgerschaftswahlen am 20. Februar Regierungsverantwortung bekäme, kündigte sie an, die Reform "zu entschleunigen". "Es gibt keinen Grund, das System bis 2013 komplett umzustellen - erst müssen die Pilotversuche sorgfältig ausgewertet werden." Unter anderem müssten die Gebühren von Horten und Pilotversuchen angeglichen und die Jugendhilfe viel stärker eingebunden werden. "Außerdem muss das Konzept gemeinsam mit den Akteuren weiterentwickelt werden."

Auch für Kirsten Wischmann von der Elterninitiative "Peter & Paula" ist die geringe Zahl der Anträge keine Überraschung: "Es gibt einfach noch viel zu viele offene Fragen", Vor allem die Elternbeiträge für die Betreuung vor Schulbeginn und am Abend sowie in den Ferien ist in der Kritik.

Den Schulen, die im Sommer mit dem neuen Angebot starten wollen, hat die Behörde eine schnelle Entscheidung zugesagt. "Bei uns ist die Nachfrage auch riesig", sagte Stephan Pauli von der Schule Grotefendweg.