Neue Initiative unterstützt Schüler beim Renovieren ihrer Räume

Marienthal. Priscilla macht das nicht zum ersten Mal. Routiniert zieht sie die Rolle mit der hellgrünen Farbe über die Wand. Daheim habe sie geholfen, das Zimmer der Mutter neu zu streichen. "Das Malern macht am meisten Spaß", sagt die 12-jährige Gymnasiastin. Das Ausräumen, Reinigen, Putzen und Abkleben nehme die meiste Zeit in Anspruch. Die Renovierungsaktion im Klassenzimmer findet Priscilla ziemlich cool. "Ist mal was anderes. Weil wir das hier alle zusammen schaffen." Alle zusammen. Das sind 92 Kinder der vier siebten Klassen des Gymnasiums Marienthal. Sie hatten nach den Sommerferien beschlossen, in Eigenarbeit den Räumen neue Anstriche zu verpassen. Das Hilfsangebot der Initiative "Das macht Schule" nahmen sie gerne an. Der Verein stellte den Kontakt zur Firma Tesa als einem seiner Kooperationspartner her. Und los ging es.

Die wenigsten Kids unter den Marienthaler Siebtklässlern brachten Renoviererfahrung mit. Kein Problem: Die Inititative "Das macht Schule" hatte ihnen vorab eine Checkliste zur Verfügung gestellt, was zu tun ist und vor allem in welcher Reihenfolge. Vier Klassenräte hatten getagt, Farben ausgewählt, Einsatz- und Putzpläne geschrieben. Einen Teil des Werkzeugs hatten die Kinder von ihren Eltern und dem Hausmeister ausgeliehen. Das Geld für die Farben hatten sie sich mit dem Verkauf von Waffeln verdient. Abdeckmaterial und Klebeband brachten die "Helfenden Hände" des Kooperationspartners mit. Zehn Mitarbeiter der Beiersdorf-Tochterfirma tauschten am Renovierungstag ihre Bürokluft gegen Anstreicherklamotten und unterstützen Priscilla, Laura, Rojda und Anabell tatkräftig beim Abschleifen, Abkleben und Streichen von Wänden, Türen und Heizkörpern. Ingo Kriebisch ist von der Aktion begeistert. "In einem renovierten Klassenraum fühlen sich die Schüler einfach wohler. Sie lernen motivierter", weiß der Abteilungsleiter Mittelstufe aus langjähriger Erfahrung.

Schulleiterin Christiane von Schachtmeyer stattete den Handwerker-Kids einen Besuch bei der Arbeit ab: "Für die Kinder ist es eine neue Erfahrung, wenn sie ihre Klassenzimmer selber gestalten können." Und: "Wir haben die Erfahrung gemacht, dass Schüler ihre Räume sauber halten, wenn sie sie selber gestaltet haben." Die Schüler identifizierten sich mit der Schule. "Das verschafft ihnen ein Heimatgefühl und beugt Vandalismus vor."

Bernd Gebert, Gründer der bundesweit aktiven Initiative "Das macht Schule", hofft, dass sich noch viel mehr Schüler entschließen, die Renovierung ihrer Schule selbst in die Hand zu nehmen. Nicht nur aus der Not heraus, weil Städten und Gemeinden das Geld für Verschönerungen fehlt. Den größten Vorteil der Aktion sieht Gebert im "Corporate Volunteering", im gemeinsamen Engagement der Partner. Die Schulen knüpfen über die "Helfenden Hände" aus der Wirtschaft Kontakte zu Unternehmen. "So gewinnen die Schüler Einblicke in Berufswelten." Zudem hat das gemeinsame Gestalten etwas Verbindendes. "Es stärkt das Wir-Gefühl."

Am Nachmittag sind die Kinder und die Helfer fast fertig mit der Arbeit. Wände gestrichen, Heizkörper und Türen sind lackiert, so manche Haarsträhne, Nase und Hand auch. "Schade, dass es fast vorbei ist", sagt Anabell. "Ich würde das wohl noch mal machen. Am liebsten wieder mit allen zusammen." Freundin Laura auch. Die 12-Jährige freut sich auf den nächsten Schultag - im frisch renovierten Klassenzimmer.